Bei einem Treffen in Genf von Vertreter_innen der europäischen Zweige des Internationalen Versöhnungsbundes (EuFOR – European Fellowship of Reconciliation) fordern diese eine neue Vision für Europa basierend auf einer Kultur des Friedens anstatt auf militärischen Doktrin. Es waren Repräsentant_innen aus Wales, England, Schottland, Schweden, Deutschland, Schweiz, Italien, Niederlande, Österreich und Belgien zugegen.
Der Internationale Versöhnungbund bringt Menschen zusammen, welche sich für Gewaltlosigkeit und ein Leben in Gewaltlosigkeit einsetzen. Die Internationale Gemeinschaft wurde im Jahr 1914 von Menschen gegründet, die sich aufgrund ihrer Überzeugungen gegen den Krieg einsetzen.
Der Versöhnungsbund selbst sei in vielen Bereichen aktiv, um ein Europa des Friedens zu schaffen, so der Vorsitzende Matthias Engelke. „Es waren zum Beispiel unsere Mütter und Väter in dieser Arbeit, die schon unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg neue Fäden zwischen Polen und Deutschland geknüpft haben.“
Dass Europa ein Friedensprojekt und kein Wirtschaftsprojekt sei, zeigten die Versöhnungsbündler zum Beispiel in der praktischen Arbeit mit und für Flüchtlingen, um es den Menschen zu ermöglichen, ohne Angst um ihr Leben hier leben, lernen, wohnen und arbeiten zu können. In einem Brief an die Bundeskanzlerin Merkel letztes Jahr forderte der Versöhnungsbund, sich dafür einzusetzen, sichere Wege nach Europa zu schaffen. „Es ist nicht einzusehen, warum Europäer ohne Gefahr für Leib und Leben in die Länder reisen konnten und können aus denen die, die den umgekehrten Weg antreten, Kopf und Kragen riskieren müssen und bereits zahllose Menschen dies mit ihrem Leben bezahlt haben“, so Engelke.
2002, vor Beginn des Krieges, war eine europäische Delegation im Irak, um zu vermitteln, dass viele Menschen in Europa diesen Krieg nicht wollten. 2012 fand eine ähnliche Delegationsreise mit Teilnehmenden aus Europa und den USA nach Ägypten statt, um der gewaltfreien Bewegung dort den Rücken zu stärken und umgekehrt diese Bewegung in Europa selbst zu befördern.
Engelke: „Durch die regelmäßigen Treffen von EuFOR nehmen wir an den einzelnen Anliegen der jeweiligen Länder teil, die für ganz Europa von Bedeutung sind, zuletzt besonders die Atomwaffenthematik, die die ganze Welt bedroht.“ Zwischen den Gedenktagen an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, dem 6. und 9. August, werde auch in diesem Jahr in England, Frankreich und Deutschland ein öffentliches Fasten stattfinden.
Erklärung von EuFOR vom Mittwoch den 6. April 2016:
Zusammenarbeit in Europa benötigt wieder Solidarität und Menschlichkeit, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen.
Folgende Bereiche benötigen hierbei dringend mehr gemeinsame Aufmerksamkeit:
- Anerkennen, dass Flüchtlinge und Migrant_innen zuallererst Bürger sind.
- Abrüsten, Kleinwaffen und Atomwaffen abbauen und den Waffenhandel verhindern.
- Umdenken, Friedensbildung, interreligiösen Dialog und Ermächtigung sozialer Gemeinschaften fördern.
Die europäische Zivilgesellschaft hat bei vielen Gelegenheiten erfahren können, dass Konflikte durch klares Einstehen für die Menschenrechte, für Verhandlung und Einsatz von gewaltlosen Methoden gelöst werden können; zum Schutz und der Sicherheit der Menschen. Wir orientieren uns an diesen Erfahrungen und positiven Werten.
Flüchtlinge und Migranten zeigen uns mit ihrem Fußabdruck eindrücklich das Scheitern der aktuellen Politik. Europas Bemühungen und Ressourcen sollten wieder zur Bekämpfung der Ursachen sowie zur Anerkennung der Rechte von Flüchtlingen und Migranten als Bürger dieser Erde eingesetzt werden.
Europa erlebt momentan eine große Krise, insbesondere bezüglich seiner solidarischen Werte. Wir müssen handeln und unsere Ressourcen von Rüstungsausgaben, Kernwaffen und militärische Strategien abziehen.
Es ist nötig, weitere Gewalt zu vermeiden, und insbesondere gewaltlose Strategien zu fördern, um Europas Solidarität zu stärken.
EuFOR’s Aufruf geht an alle Menschen in Europa: Sie mögen ihre gemeinsame Verantwortung wahrnehmen und ein Europa schaffen, welches auf Hoffnung, nicht Angst, auf der Unterstützung von Nachbarn, nicht auf Hass gegenüber Fremden basiert. Gemeinsam können wir unsere Gemeinden und Regierungen dahingehend verändern.