Der kalifornische Rechtsanwalt Jay Leiderman hat seine Anwaltstätigkeit auf Computerkriminalität und speziell auf die juristische Vertretung von Computeraktivisten der „Anonymous“ Szene ausgerichtet. Er besitzt umfangreiche Kenntnisse, die „unter den Teppich“ gekehrt wurden.
Der Computerprogrammierer Jeremy Hammond ist einer der bekanntesten Mitglieder der Computer-Hackerszene von Anonymous. Am 15. November 2013 wurde er zu einer 10-jährigen Freiheitsstrafe für das “Hacken” des Servers des Nachrichtdienst-Unternehmens Stratfor verurteilt, welche auch die „private CIA“ genannt wird.
Es wurde ihm auch die Weitergabe von 5 Millionen E-Mails an die Internetplattform WikiLeaks angelastet. Aber aus seiner US-Gefängniszelle in Kentucky richtete er an die Überlebenden und Betroffenen der Bhopal Katastrophe von 1984 in Indien einen solidarischen Gruß aus. „Der Kampf um die Gerechtigkeit gegen den Chemiekonzern Dow Chemical geht weiter. Dutzende der Aktivistengruppe wurden vom Chemiekonzern verklagt. Wir müssen sie weiterhin entlarven und mit ihrer Schuld konfrontieren.“ Pressenza berichtet darüber bereits im Artikel: Bhopal die schlimmste Chemiekatastrophe und bis heute übernimmt keiner die Verantwortung.
Dies war jedoch nur ein Teil des Skandals. Die Chatprotokolle des FBI vom Juni 2011 bis März 2012 dokumentieren die bewusst Anleitung von Sabu, damit Hammond Hunderte von ausländischen staatlichen Webseiten „hackte“. Als Chef des Anonymous-Ablegers „LulzSec“ und als ein FBI-Informant verschaffte Sabu Hammond lange Listen von ausländischen staatlichen Webseiten, die anfällig für „Cyber-Angriffe“ waren. Die Liste der Zielländer waren die Türkei, Großbritannien, Argentinien, Australien, Belgien, Libanon, Niederlande, Brasilien, Jemen, Griechenland, Saudi Arabien, Iran, Irak, Libyen und vielen andere. In einem neuen Telefon-Interview mit „Sunday’s Zaman“ äußerte Leiderman, der sorgfältig Hammond Fall verfolgt, dazu Folgendes: „Sie [die Chat-Protokolle] sind real vorhanden und es ist so geschehen. Warum diese wichtige Information nicht als größere Nachrichten verbreitet wurde, ist rätselhaft.“ Ergänzend betonte er hinzu, dass diese Chatprotokolle von Hammond den Einfluss durch Monsegur / Sabu die ganze Zeit gezeigt hätten.
Nach Angaben von „Daily Dot“ verweigerte das FBI den Kommentar zu jedem Aspekt im Fall von Jeremy Hammond, der aufgeworfen wurde, trotz der schockierenden Offenbarung durch das Online-Nachrichten-Portal im Oktober 2014. Nur sieben Monaten verbüßte Monsegur seine Strafe und wurde im Mai 2014 aufgrund seiner Verbindungen mit den FBI-Behörden freigelassen.
Jedoch wurden von den FBI-Beamten, welche die LulzSec Website überwachten und herunternahmen, die direkte Anleitung von Monsegur auf Hammond in die Systeme der ausländischen Regierungen einzubrechen, darunter auch Stratfor, bisher auch nicht anerkannt oder für die entscheidende Rolle bei den Hacker-Aktivitäten berücksichtigt.
Leiderman deckte auch auf, dass die Richter Loretta Preska, die für den Strafprozess und das Urteil von Jeremy Hammond zuständig war, bei der Urteilsverkündung am 15. November 2013 verschwieg, dass der FBI-Informant Monsegur, Hammond angewiesen hatte, diese kriminellen Handlungen durchzuführen. „Sie [die Richterin] wollte nicht „die Namen der Opfer“ erwähnen“, sagte Leiderman.
In Bezug auf das Hacken von Stratfor sagte Jeremy Hammond, dass es sich um einen „Akt des elektronischen, zivilen Ungehorsams“ wie bei WikiLeaks handelt, und er sich keinen persönlichen oder finanziellen Gewinn verschaffte, sondern es eine rein politische und gesellschaftskritische Aktion gewesen ist.
„Es ist eine extrem lange Gefängnisstrafe, zu der Hammond verurteilt wurde. Wenn man die Kriminalitätsintensität und die politische Geschichte von ihm richtig berücksichtigt hätte, würde dies zu mildernden Umständen führen. Er ist ein politisch motivierter Dissident. Basierend auf seinen Prinzipien, seiner politische Haltung, seines Engagements und seiner gewaltfreien Proteste, hatte er wirklich ein gewisses Maß an Nachsicht dafür gewährt bekommen müssen. Die Offenlegung von Stratfor war die erste wirkliche Erkenntnis, dass wir es mit einer „privaten CIA“ und deren Industrie zu tun haben, die ihr Geld mit dem Beschatten und Beobachten von Menschen im Schatten verdienen“, sagte Leiderman.
Gleichzeitig während seiner Verurteilung verlas Jeremy Hammond folgende Erklärung laut vor, die seine Motivation erklärt: „Einige der Gefahren der unregulierten privaten Geheimdienst-Industrie sind heute bekannt geworden.“
Wurde die Gewaltenteilung im Fall Jeremy Hammond vergessen?
Die vorsitzende Richterin Preska hat einen Rücktritt der Gerichtsverhandlung im Fall Hammond abgelehnt, trotz der Beteiligung ihres Ehemannes in diesem Fall. Thomas Kavaler, der Ehemann Preska hat einige Opfer als Rechtsanwalt vertreten. Es ist ein wirklich klarer Interessenkonflikt entstanden. Man hätte der Richterin den Fall entziehen sollen.
Am 8. Januar verbrachte Jeremy Hammond seinen vierten aufeinanderfolgenden Geburtstag im Gefängnis. Eine Gruppe von Aktivisten feierte seinen Geburtstag außerhalb des Gebäudes. Die Besuchsrechte für Hammond sind sehr stark eingeschränkt. Es ist ein Medienkontakt von der Gefängnisverwaltung in seinem Fall verboten. Grace Norden eine enge Freundin Hammonds sagte, dass sogar seine Großeltern, im Alter von 89 und 93 Jahren, ihn nicht im Sommer besuchen durften, obwohl er sich zwischenzeitlich sogar in Isolationshaft befand. Der Besuch der Großeltern wurde nicht genehmigt. Mit Briefen und Büchersendungen unterstützen trotzdem weltweit viele Menschen Jeremy Hammond und zeigen ihm damit ihre Solidarität.
In einer persönlichen Erklärung stellte Jeremy Hammond ein paar neugierige Fragen: „Warum werden die Hacker-Aktivisten vom FBI benutzt, die sozialen Netzwerke ausländischer Regierungen zu infiltrieren? Was machen sie mit den Informationen, die wir gestohlen haben? Und wer in unserer Regierung übernimmt für dieses Verbrechen die Verantwortung?“
Bis die US-Regierung die Drahtzieher dieser Verbrechen innerhalb des FBI ermittelt, bleiben diese Fragen noch ungeklärt.