Sophie Schaaf, Vorsitzende des FMKU (Fördervereins für Musik und Kultur in Uganda) berichtet uns im Interview über ihre Projekte in Uganda. Der Ausgangspunkt des Vereins ist Entwicklungshilfe durch Musik. Musik ist ein ausgezeichnetes Medium für die Entwicklung der Kultur und Bildung in Uganda und in Deutschland das perfekte Medium für die Förderung des kulturellen Austausches zwischen Uganda und Deutschland.
Milena Rampoldi: Wie fanden Sie Ihren Weg nach Uganda?
Sophie Schaaf: Ich bin schön öfters in Afrika gewesen. Nach der Schule war ich für ein Jahr in Afrika. Nach dem Studium verbrachte ich 6 Monate in Namibia. Während meiner BA-Zeit habe ich Joseph Wasswa kennengelernt, der interkulturelle Musikprojekte umsetzte. Er hatte vorher in seinem Herkunftsland Uganda schon viel mit Musik gearbeitet. 2012 nahm ich am Benefizkonzert teil. Das Ziel bestand darin, die europäische und afrikanische Musik zusammenzubringen. Joseph hatte in Uganda Musik und dann auch Kirchenmusik studiert. Das Projekt war ein Erfolg, obwohl Bayern noch nicht ganz offen dafür ist. Seitdem hat sich in unserem Lande auch sehr viel geändert.
Zuerst haben wir ein Konzert in einer Kirche organisiert. Aber es brauchte einen Trägerverein für das Projokt. Und so wurde der FMKU gegründet. Das Ziel des Vereins besteht im Aufbau eines Kulturzentrums in Uganda. Wir möchten eine Musikschule aufbauen. Es gibt in Uganda sehr viele talentierte Kinder, die keine Möglichkeit erhalten, Musik zu lernen. Die Musikschulen sind teuer. Die meisten Menschen können sich diese nicht leisten. Außerdem ist wissenschaftlich belegt, dass Musik gut für das logische Denken ist und somit bildungstechnisch sehr fördernd. Es geht ja nicht um das reine Musikmachen, sondern vor allem auch um Kultur. Wir planen auch die Integration eines Tonstudios in die Musikschule, um junge Musiker zu fördern. Die Schule kann dann auch CD produzieren, um sich zu finanzieren. Sehr erfolgreich sind in Uganda auch auch Workshops am Wochenende für die Chöre, vor allem die Kirchenchöre, die im ganzen Land sehr aktiv und ehrgeizig arbeiten.
Welche Hauptziele verfolgt Ihr Verein?
Das allgemeine Ziel des FMKU besteht in der musikalischen und kulturellen Förderung der Bildung in Deutschland und Uganda. Die Schule befindet sich noch in der Planungsphase. Ein erster Chorsaal wurde im letzten Jahr gebaut.
Ein weiteres Ziel unseres Vereins betrifft die Völkerverständnigung. Durch die Musik lernt man die Kultur kennen.
Im letzten Jahr haben wir einen ugandischen Chor im Mai nach Regensburg eingeladen. Am Ende fand ein Benefizkonzert statt. Daraufhin fuhren auch wir nach Uganda und lernten dort Menschen und Kultur kennen und sangen gemeinsam Lieder.
Welche sozialen Hauptprobleme haben Mädchen und Frauen in Uganda?
Der Kreislauf der Misere findet sich auch in Uganda wieder. Er besteht aus Zwangsheirat. Mädchen werden wegen des Geldes zwangsverheiratet. Das bedeutet weniger Bildung, weil die Mädchen aus der Schule müssen. Jeder will Geld verdienen. Dies führt aber nicht zur Zwangsehe, sondern auch zur Zwangsprostitution. Oft heiraten Frauen reichere Männer, um besser zu leben. Hinzu kommen Missbrauch von Stieftöchtern, die Verbreitung von HIV, häusliche Gewalt, und zuletzt noch der Druck durch das „dicke“ Schönheitsideale. Denn magere Frauen werden mit Armut assoziiert.
Wie wichtig ist die Sensibilisierung in Deutschland?
Die Musik ist eine universale Sprache. Was mir wichtig ist, ist auch die Dankbarkeit. Wer mal in Uganda war, versteht, dass er zufrieden sein sollte, mit dem, was er in Deutschland hat. Man wertschätzt, was man normalerweise für selbstverständlich ansieht. Durch Musik werden Menschen zu verschiedenen Themen sensibilisiert. Musik erleichtert dann den nächsten Schritt, der darin besteht, direkt über Themen zu sprechen und miteinander in Dialog zu treten.
Welche sind für Sie die wichtigsten Strategien im Bereich der Entwicklungshilfe?
Je nach Land, Kultur und Projekt muss unterschiedlich gearbeitet werden. Absolut zu vermeiden sie Ansätze wie: Wir stellen das hin, usw. Denn vorab muss man klären, ob die Menschen vor Ort das überhaupt wollen. Wir müssen mit den Menschen zusammenarbeiten, die aus dem Land kommen und die Bedürfnisse der Menschen vor Ort einbinden. Was wir tun, muss auch angenommen werden.
Man darf auch nicht die Menschen passiv auf Spenden warten lassen. Denn bei der Entwicklungshilfe geht es um eine nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe. Die Menschen vor Ort müssen das selbst aufbauen, sie sollen es auch instandhalten und dazu beitragen.
Wie fördert die Entwicklungshilfe den interkulturellen und interreligiösen Dialog in Deutschland und im Ausland?
Ich glaube an den direkten Austausch. Sport und Musik sind gute Medien für den Austausch. Denn oft gibt es Sprachbarrieren. Und bei Musik und Sport muss nicht viel gesprochen werden, denn man kennt die Spielregeln. Am sinnvollsten wäre natürlich eine Bewegung auf politischer Ebene, aber Uganda ist korrupt. Das Geld kommt nicht in die Dörfer. Daher muss man bei kleinen Projekten bleiben. Die sind ein guter Anfang und entwickeln sich dann weiter, denn die Menschen vor Ort bringen neue Ideen ein.