Im Interview mit dem Portal Gruppe 42 geht es im Besonderen um alternative Medien, die Hauptziele, die das Portal verfolgt und was freie Presse bedeutet, die auch die Waffe der Ironie einsetzt, die aber auch ihre Grenzen kennen soll. Eine wahre Gesellschaft basiert nicht auf autoritären Grundsätzen, sondern auf Freiheit, Kooperation und Solidarität. Und um diese Gesellschaft aufzubauen, ist jeder Einzelne gefragt.
Milena Rampoldi: Gruppe42 sieht sich als Neulandportal. Was fehlt den traditionellen Medien?
Gruppe 42: Transparenz und Ehrlichkeit, das betrifft öffentlich-rechtliche genauso wie private Medien. Besonders bitter ist es aber bei den öffentlich-rechtlichen, da die Grundsätzen verpflichtet sind, die man aus den schrecklichen Ereignissen rund um den zweiten Weltkrieg gezogen hat. Es ist aber auch in Österreich und Deutschland so, dass die Wirtschaft sich über die Politik mit den Medien verflochten hat. In Österreich als Beispiel Oe3 – ein Sender, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, der eigentlich einen Bildungsauftrag hat. Aber auch FM4, der angeblich alternative und progressive Part zu Oe3 ist teilweise reaktionär geworden. Dort folgt man, mit Sicherheit unbewusst, einer neokonservativen Agenda, die mal mehr, mal weniger spürbar ist. Die Tragik liegt darin, dass es insgesamt im deutschsprachigen Raum, diesen neuen Konservativen gelungen ist, sich als Linke zu behaupten, indem man sich weltoffen gibt. Aber auch die Nationalsozialisten und andere Faschisten hatten ihre moderne, modebewusste Bourgeoisie die sich über das tumbe Volk echauffieren durfte, anstatt sich einer glasklaren Analyse zu widmen. Die traditionellen Medien haben sich in ihrem Elfenbeinturm verschanzt und feiern sich in einer stetigen Opferhaltung. Die Rechtfertigungen sind aber wenig glaubhaft, wenn man sich die Netzwerke dahinter anschaut. Ob Private oder Öffentlich-Rechtliche, letzten Endes haben sie sich alle dem Mammon unterworfen.
Welche Hauptziele verfolgen Sie mit Ihrem Portal?
Eine Agenda in dem Sinn gibt es bei uns nicht. Wir sehen uns als Künstler, die sich der subversiven Kraft der Komödie verpflichtet fühlen. Ein Mensch der frei lachen kann hat keine Angst und läuft auch weniger Gefahr, sich zum Handlanger autoritärer Gestalten zu machen. Wenn uns wirklich etwas wichtig ist, dann die Freiheit von Gewalt. Das ist ein schwieriger Ritt, denn auch Sprache kann mitunter gewalttätig sein. Unsere Gesellschaft erliegt der Illusion frei zu sein, aber so schön eine Conchita Wurst auch ist, solange es Gestalten wie einen Gaston Glock gibt, tröstet eine bärtige Frau nicht. Das wird dann schmerzhaft bewusst, wenn Anhänger der Wurst, eine Frau während dem Song Contest nieder buhen die nur einen Makel hat, nämlich Russin zu sein. Dieser gesellschaftliche Widerspruch, den gerade die westliche Wertegemeinschaft gepachtet hat ist sehr inspirierend, anregend und gehört offen gelegt.
Was können Sie uns über die Gruppe der Autoren sagen, die die Rubrik „Die freie Fresse“ schreiben?
Wir sammeln hier Menschen, die sich kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn es daran geht den Spieß umzudrehen. Machen wir uns nichts vor, wir leben in einer Radfahrergesellschaft. Das heißt, nach oben buckeln und nach unten treten. Als wir uns bei den Friedensmahnwachen engagierten, waren wir erschüttert darüber, mit welcher Brutalität diese Bewegung denunziert und diffamiert wurde. Aber das war sehr einfach, es waren kaum Prominente dabei und viele Menschen, die man oberflächlich betrachtet als „Systemverlierer“ wahrnimmt. Es liegt nicht in unserem Interesse sich über erwerbslose Akademiker und arbeitslose Handwerker lustig zu machen. Es geht darum, sich den Verhältnissen zu widmen, die diese Menschen erst ihre Existenz berauben. Und da reicht ein Blick nach oben um klare Verhältnisse zu haben – denken sie an die aktuelle Oxfam Studie! Es ist zwar anstrengender als nach unten zu treten, aber letzten Endes lohnender. Nicht im Sinne einer materiellen Vergütung, aber für den Kopf und die Seele ist es ein losgelöster Genuss und führt zu einer freien Fresse, die sich kein Blatt mehr vor den Mund nimmt.
Wie viel Ironie darf sein und wo endet für Sie die konstruktive Ironie?
Ironie ist gerade für einen künstlerisch kreativen Anspruch wichtig. Sie regt durch ihre Abstraktion den Geist an und führt so, vielleicht über Umwege, zu neuen Gedanken und Erkenntnissen. Die Frage, ob es ein zuviel an Ironie geben kann, ist schwer zu beantworten, es kann aber mit Sicherheit kein zuviel an Humor geben. Konstruktiv ist die Ironie vermutlich dann nicht mehr, wenn sie persönlich verletztend wird. Wobei Menschen, die ihr Geld damit verdienen in der Öffentlichkeit zu stehen, es schon tolerieren
Welche Hauptthemen behandeln Sie auf Ihrem Portal?
Die Freiheit des Menschen und die Möglichkeiten, die sich dahinter verbergen. Eine Gesellschaft, die frei ist von Zwängen, die auf Kooperation und Solidarität aufgebaut ist, kann Großes erreichen. Der Menschheit fehlt die Idee, die es schafft uns zusammen zu führen. Wir wollen zumindest bei der Suche danach aktiv mitmachen.
Was haben Sie erreicht und was schwebt Ihnen in Zukunft vor?
Wir haben innerhalb von einem halben Jahr schon eine relativ große Reichweite. Gerade bei jungen Menschen und auch bei Frauen haben wir eine Basis gefunden auf die wir weiter aufbauen wollen. Seit einiger Zeit bekommen wir finanzielle Unterstützung aus unserer Gemeinschaft und wir hoffen, dass sich noch viele Menschen bereit erklären uns mit dem Programm und der Gestaltung zu helfen. Wir denken groß und breit und wollen viele unserer Ideen verwirklichen. Das reicht vom klassischen Fernsehformat der Unterhaltungssendung bis hin zum öffentlichen, kreativen Protest vor Medienhäusern. Die Zahl 42 in unserem Namen ist nicht zufällig gewählt, die Inspiration kam klar von Douglas Adams. Die Antwort auf die Frage aller Fragen, so präzise, dass sie nicht mehr zu fassen ist. Wir machten uns auf die Suche nach dem Sinn, aber ohne Grenzen und ohne Halt.