Deutschlandfunk und die Initiative Nachrichtenaufklärung haben am Mittwoch die Top 10 der Themen präsentiert, über die 2015 in den Medien nicht ausreichend berichtet wurde. Die Finanzierung von Atomwaffen belegte dabei den ersten Platz: Zwar investieren deutsche Finanzinstitute immer noch im großen Stil in Konzerne, die in die Herstellung, Entwicklung und Instandhaltung von Atomwaffen verwickelt sind. Trotzdem taucht dieses Thema in den Nachrichten so gut wie gar nicht auf. Dies macht es den betreffenden Akteuren umso leichter, weiterhin auf Kosten der Sicherheit von Mensch und Umwelt Profite zu machen.
ICAN hat bereits 2013 den zweiten Teil der von der Organisation Pax Christi durchgeführten Studie Don’t Bank on the Bomb vorgestellt. Demnach haben zwischen 2010 und 2012 acht deutsche Finanzinstitute insgesamt 7,6 Milliarden Euro in die Atomwaffenindustrie gesteckt. Im vierten und neuesten Report von 2015 werden sogar zehn deutsche Banken und Versicherungen genannt, die mittlerweile um die neun Milliarden Euro investieren. Mit ihren Millionenverträgen profitieren die Unternehmen von der nuklearen Aufrüstung, die in den Atomwaffenstaaten betrieben wird.
So investierten deutsche Institute etwa 25 Millionen US-Dollar in die Firma Boeing, die unter anderem verantwortlich ist für die Herstellung von amerikanischen Langstreckenraketen. Außerdem baut Boeing das Heckteil der neuen B-61-12-Atombombe, die voraussichtlich ab 2020 in Deutschland stationiert werden soll und damit die bereits gelagerten Bomben ersetzt.
Allianz, BayernLB, die Commerzbank und die Deutsche Bank finanzierten unter anderem BAE Systems. Das Unternehmen ist an der Entwicklung eines umstrittenen neuen Typs von Atom-U-Booten beteiligt, mit denen die britische Marine ausgestattet werden soll. Für diesen Auftrag hat BAE Systems einen Zuschlag von 17 Millionen von deutscher Seite bekommen.
Während seit dem ersten Teil der Studie in 2012 bereits 53 Finanzinstitute weltweit Investitionen in die Produktion und Wartung von Atomwaffen verboten oder zumindest reduziert haben, lässt dieser Trend in Deutschland noch auf sich warten. Ein Umstand, der nicht zuletzt durch die fehlende Berichterstattung begünstigt wird.