Der Dresden-Preis würdigt vorbeugendes Friedensengagement. Politiker, Künstler und Offiziere haben die Auszeichnung dieses Jahr an einen Whistleblower vergeben, der in den USA als Spion vor Gericht stand.
Dresden. Der mit zehntausend Euro dotierte Dresden-Preis 2016 geht an den US-Whistleblower und Friedensaktivisten Daniel Ellsberg. Das gaben der Verein Friends of Dresden Deutschland und die Klaus Tschira Stiftung (Heidelberg) am Montag bekannt. Damit werde dessen Mut als „Urvater der Whistleblower“ gewürdigt, mit dem er andere wie Edward Snowden inspirierte.
Der im russischen Exil lebende NSA-Enthüller Snowden wird dem 84-Jährigen Ellsberg bei der Verleihung am 21. Februar in der Semperoper per Liveschaltung gratulieren. Verleger Jakob Augstein wird die Laudatio halten. Und die Band Woods of Birnam von Schauspieler Christian Friedel („Das weiße Band“) präsentiert dabei eine neue Version von „Thank you, Daniel Ellsberg“. Den Song hatte die US-Band Bloodrock Ellsberg 1972 gewidmet.
Ellsberg, der mit der Enthüllung der Pentagon-Papiere 1971 Geschichte schrieb, habe Freiheit und Existenz riskiert, um die Lügen über den Vietnam-Krieg öffentlich zu machen und damit Maßstäbe gesetzt, begründete die Jury die Nominierung. Der Reporter habe die Opposition, aber vor allem die Pressefreiheit und das Recht auf Information gestärkt.
Der Wirtschaftswissenschaftler und Harvard-Absolvent Ellsberg arbeitete bei einem das Vereidigungsministerium beratenden Unternehmen. Er hatte den Bericht über die Beziehungen zwischen den USA und Vietnam damals an Zeitungen weitergeleitet. Damit zeigte er der Öffentlichkeit wie sie getäuscht und in den Krieg getrieben worden war, womit er rückblickend maßgeblich dazu beitrug, dass sich viele Amerikaner gegen den Vietnam-Krieg stellten. Ellsberg wurde als Spion angeklagt, das Verfahren aber später eingestellt.
Der Dresden-Preis wird seit 2010 jährlich vergeben. Zu den Geehrten gehören der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow, Dirigent Daniel Barenboim, der US-amerikanische Kriegsfotograf James Nachtwey, der ehemalige Sowjetoffizier Stanislaw Petrow, der 1983 einen vermeintlichen Atomangriff der USA als Fehlalarm erkannte, der sudanesische Musiker und Ex-Kindersoldat Emmanuel Jal und der Herzog von Kent. Jetzt wird das erste Mal ein Whistleblower mit diesem Friedenspreis zu recht geehrt.