Zwei beherzte Helfer_innen bzw. Beobachter_innen waren heute nach der Weihnachtspause wieder am Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) in Berlin, wo die Flüchtlinge bereits seit dem vorherigen Abend wieder anstanden. Die Temperaturen liegen bei -10°C und niedriger. Sie haben für uns ihre Beobachtungen aufgeschrieben.
Oliver Feldhaus: Warten in bitterer Kälte
Als das LaGeSo nach der Weihnachtspause heute wieder öffnete, warteten in bitterer Kälte bereits etwa 800 Menschen. Weitere hunderte Menschen kommen im Laufe des Tages noch hinzu. Helfer_innen berichteten von ersten Erfrierungsverletzungen an Händen und Füßen bei Geflüchteten, was ich aber aus eigener Anschauung so noch nicht bestätigen kann. Aber auch die dünnwandigen und zugigen „Wärmezelte“ können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Situation für die Geflüchteten dort weiterhin unwürdig und unhaltbar ist und sich durch den Kälteeinbruch dramatisch verschärft.
Auch heute werden die meisten wieder vergeblich vor dem LaGeSo bei -10 °gefroren haben und sie werden sich in den nächsten Tagen wieder anstellen müssen. Denn nur etwa 200 Fälle können pro Tag bearbeitet werden.
Aber für den Senat geht das alles in Ordnung so. Die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales twittert gerade, 14:36 : „SenGesSoz@SenGesSoz Die Wartezelte sind auf ca. 17° beheizt. Es werden heiße Suppen und Getränke gereicht …“
Almut Scheben: Kommt her und schaut Euch das an!
Um neun Uhr morgens hatten wir heute einen Termin im Lageso. Allerdings haben alle einen Termin um neun Uhr. Ganz dicht wie Sardinen stehen die Leute zusammen. Es ist dicke Luft. Überall wird gedrängelt.
Ich begleite einen jungen Afghanen, der weder deutsch noch englisch spricht. Er ist zum sechsten Mal für diesen Termin da. Alle Formulare sind auf deutsch. Ich entscheide, dass wir umkehren. Ich will weder in eine Schlägerei verwickelt werden, noch bis 16 Uhr in der Schlange stehend warten.
Auf dem Weg sehen wir viele kleine Kinder, die vor Kälte weinen. Die Eltern nehmen sie mit, um leichter eine Wartenummer zu ergattern.