Am 16. November fand im Berliner Rathaus die zweite Konferenz des Berliner Forums der Religionen statt. Thema war die Situation der Flüchtlinge und die Gewalttaten in Paris und Beirut. Tandems von Geflüchteten und Helfern aus Syrien, Mali, Nigeria, und Serbien berichteten über Erfahrungen, Hoffnungen, Hürden. Zahlreiche Flüchtlings-Initiativen stellten ihre Arbeit vor.
Zu der Konferenz des Berliner Forums der Religionen kamen am Montag über 120 Mitglieder der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften im Berliner Rathaus zusammen. Unter dem Titel „Flüchtlinge in Berlin: Was ist die Not, was ist nötig“ beschäftigten sich Bahá’í, Buddhisten, Christen, Hindus, Muslime, Juden und Gläubige vieler anderer Religionen mit den Hoffnungen, Problemen und Erfahrungen von Flüchtlingen und Helferinnen und Helfern.
Überschattet wurde die Konferenz von den Anschlägen in Paris und Beirut. Mit einem einmütig beschlossenen „Votum gegen Gewalt“ drückten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz ihre Bestürzung über die Gewalttaten aus. Sie betonten, dass Gewalt und Terror nie religiös legitimiert werden könne. Gleichzeitig appellieren sie, dass diese Taten nicht zu einem Generalverdacht gegenüber Muslimen führen dürften. Nun müsse darüber nachgedacht werden, wie die Spirale der Gewalt durchbrochen werden könne.
Auf der Konferenz berichteten Menschen aus Syrien, Mali, Nigeria und Serbien über ihre Flucht, ihre Fluchtgründe und ihre Situation hier in Deutschland. Dabei wurde deutlich, wie unterschiedlich das Schicksal der Flüchtlinge ist: Krieg, Diskriminierung – auch religiöser Minderheiten wie Christen, Jesiden oder Schiiten – oder hoffnungslose Perspektivlosigkeit zwingen Menschen dazu, alles zurück zu lassen und den gefährlichen Weg in eine ungewisse Zukunft anzutreten. Am Rande der Tagungen stellten zahlreiche Flüchtlings-Initiativen in Berlin wie „Asyl in der Kirche“ oder „Islamic Relief“ ihre Arbeit vor.
Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz, dass Solidarität und Respekt gegenüber den Flüchtlingen aus allen Ländern nötig sei. Staat und Gesellschaft müssen dafür sorgen, dass Flüchtlinge würdevoll behandelt würden. Gleichzeitig müsse auch darauf hingearbeitet werden, dass sich in den Aufnahmestellen und Unterkünften Menschen untereinander und ihren Glauben respektieren. Das Berliner Forum wird sich an dieser Arbeit auch in Zukunft beteiligen.
Das Berliner Forum der Religionen ist ein offener Zusammenschluss von Menschen aus über hundert in Berlin ansässigen Religionsgemeinschaften, spirituellen Gruppen und religionsübergreifenden Initiativen. Es entstand aus dem vom Senat im Jahr 2011 initiierten „Berliner Dialog der Religionen“. Das Forum versteht sich als Gesprächsplattform der Religionen untereinander und sucht das Gespräch mit der Zivilgesellschaft. Das Forum arbeitet in Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen und veranstaltet zwei Mal im Jahr Konferenzen zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen.
Votum gegen Gewalt
- Aus Anlass der Anschläge u.a. von Paris und Beirut verurteilen wir alle Gewalt, die im Namen von Religionen in allen Gegenden der Welt verübt werden.
- Wir beten für die Opfer, trauern mit den Angehörigen der Opfer und wünschen den Verletzten baldige körperliche und seelische Genesung.
- Wir stellen fest: Menschen die „im Namen Gottes“ Gewalt und Terror über andere Menschen bringen missbrauchen die Religion als vermeintliche Legitimation ihres menschenverachtenden Handelns. Wir lehnen es grundsätzlich ab, Terror und Gewalt religiös zu rechtfertigen.
- Wir stellen uns schützend vor unsere muslimischen Geschwister: Wir lehnen jede Generalverdächtigung und jede pauschale Verurteilung ab.
- Wir stellen uns vor die Menschen, die schutzsuchend in unser Land kommen: Flüchtlinge sind Opfer jenes Terrors, den Kämpfer des sogenannten „Islamischen Staats“ im Nahen Osten, in Europa oder in Afrika verbreiten.
- Wir stehen an der Seite der Menschen, die aus religiösen Gründen diskriminiert, verfolgt, vertrieben oder getötet werden.
- Wir appellieren an die Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger der Staaten, besonnen zu handeln und geeignete Mittel zu finden, die Spirale der Gewalt und des Hasses zu durchbrechen, z.B. durch den Stopp von Waffenlieferungen. Mit Krieg schafft man keinen Frieden. Wir haben den dringenden Wunsch, dass die Menschen in aller Welt in Frieden und Solidarität zusammenzuleben.