„Fleißig sind die Guten, faul die Bösen. Das haben wir so gelernt. Doch daran ist etwas faul: Es behindert den Fortschritt.“
Wolf Lotter zum Schwerpunkt Faulheit in brand eins: Mehr Faulheit wagen!
Ausschnitt:
„Das System, das dahintersteckt, hat der amerikanische Kulturwissenschaftler Lewis Mumford in seinem 1967 erschienenen Buch „Der Mythos der Maschine“ als Grundformel aller organisierten Herrschaft benannt: die „Megamaschine“, bei der es in erster Linie darum geht, die Massen durch Arbeit zu organisieren und damit gefügig zu machen. Dabei spielt es nicht die geringste Rolle, ob das Pharaonen tun, Parteien, Staaten oder Konzerne. Tätigkeit sorgt dafür, dass die Leute nicht auf dumme Gedanken kommen. Daher findet es kaum jemand problematisch, wenn man – wie mit Milliardensubventionen für Branchen und Regionen – auf „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“ setzt.
Aber wehe, wenn jemand auch nur einen Teil dieser Mittel als bedingungsloses Grundeinkommen fordert: Dann ist Feuer unterm Dach, dann wird es emotional. Sicher: Rational begründen kann das niemand.
Es geht in Wahrheit nicht ums Geld, es geht um das Beibehalten eines überkommenen Welt- und Menschenbildes. Der Faule muss zur Arbeit gezwungen werden, weil er ein schlechtes Beispiel für den Rest der Untertanen abgibt, die man heute Bürgerinnen und Bürger nennt, aber das ist nicht so gemeint, keine Sorge. Im absolutistischen Frankreich, wo der moderne Staat entwickelt wurde, sperrte man Leute, die keiner Lohnarbeit nachgingen, ins Arbeitshaus. Und bis heute gilt als wichtigste Aufgabe des Staates, die Bürger in sinnvolle Arbeit zu bringen, notfalls zu zwingen. Auch dabei geht es nicht um Geld, sondern um Macht und Gewalt. Das ist irrational, also gefährlich und dumm.“