Seit Beginn des Jahres haben Tausende von Flüchtlingen aus Afrika das Mittelmeer überquert und Hunderte der Überlebenden haben es bis zu den italienischen Küsten geschafft.
Überrascht vom der fehlenden Berichterstattung in den Medien und den spärlichen Informationen im Internet wollte ich ein wenig mehr erfahren.
„Gemäß Schätzungen der Internationale Organisation für Migration (IOM) vom 10. Juli 2015 sind über 150.000 Migranten seit Beginn des Jahres über das Meer nach Europa gekommen, die Hälfte davon nach Italien, wo die Zahlen der Ankommenden sogar noch über dem Rekord von 2014 liegen, die andere Hälfte nach Griechenland, wo es einen exponentiellen Anstieg zu verzeichnen gibt. Die Überfahrt von Libyen auf offener See hat dieses Jahr allein über 1.800 Menschen das Leben gekostet.“ AFP
Darüber spreche ich mit Rita, einer italienischen Freundin, die in Nizza lebt, und erfahre ein wenig mehr. Insbesondere über die Situation Italiens, das sich nicht um die alltäglichen Dramen kümmern kann oder will und sich angesichts des Schweigens der Medien und der Gleichgültigkeit der europäischen Union alleingelassen fühlt.
Wir beschließen, eine kleine Tour nach Ventimiglia an der französisch-italienischen Grenze auf italienischer Seite zu machen, wo sich viele Flüchtlinge bei den Felsen an der Küste unter sengender Sonne und nur durch Planen notdürftig geschützt „eingerichtet“ haben. Die übrigen sind am Bahnhof einquartiert, eingezäunt von der Polizei.
Viele Männer, Frauen und auch einige Kinder, vielleicht an die hundert oder mehr, blockiert von der europäischen und französischen Verwaltung.
Das Rote Kreuz ist vor Ort, um so gut wie möglich mit Lebensmitteln, Wasser und Hygieneprodukten zu helfen. Man sieht auch einzelne Vertreter von Vereinigungen, die gekommen sind, um ihre Unterstützung zu manifestieren oder um eine Reportage zu machen.
Rita hat mir auch erzählt, dass viele der Flüchtlinge in italienischen Städten untergekommen sind und dass die anderen Grenzen ebenfalls blockiert sind, wie die mit Österreich und der Schweiz.
Text und Fotos von Olivier Norbert
Übersetzung aus dem Französischen von Evelyn Roggengatter