Die Menschenrechtsaktivistin Angela Davis ruft den Governeur in Harrisburg im Bundesstaat Pennsylvania auf: „Freiheit für Mumia Abu-Jamal – Jetzt!“ und hat einen internationalen Solidaritätsaufruf gestartet, da er sich in einem lebensbedrohlichen Gesundheitszustand im Gefängnis befindet. Überflutet den Governeur von Pennsylvania mit Freiheitspostkarten für Mumia“, erklärte Angela Davis in Berlin.
Der Bürgerrechtler und Journalist Mumia Abu-Jamal, 1954 in Philadelphia geboren, ist als Black-Panther-Aktivist international bekannt. Vor über 30 Jahren im Jahr 1982 ist er im Zusammenhang mit der Ermordung eines Polizisten schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt worden. Die Todesstrafe wurde erst im Jahr 2011 aufgehoben und in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Er gilt als Symbolfigur im Kampf gegen die Todesstrafe. Es waren immer wieder Vorwürfe laut geworden, dass es in dem Gerichtsverfahren es rassistische Vorbehalte gegeben habe. Der Geschworenen-Jury hatten damals zehn Weiße und nur zwei Afroamerikaner angehört. An den Aussagen der Zeugen im Prozess wurden später Zweifel laut. Mumia Abu-Jamal hatte stets seine Unschuld beteuert. Mit bürgerlichem Namen heißt er Wesley Cook. Weltweit erregt sein Fall bis heute großes Aufsehen.
Vor dem Hintergrund der historischen Postkartenaktion, die 1972 dabei half, die Menschenrechtsaktivistin Angela Davis aus der politischen Gefangenschaft in Kalifornien zu befreien, richtet sie nun einen ähnlichen Aufruf für Mumia Abu-Jamal an die deutsche Öffentlichkeit. Es geht darum, dem Gouverneur von Pennsylvania den weltweiten Protest über die fortgesetzte Repression gegenüber Mumia deutlich zu machen. Governeur Tom Wolf soll ihn endlich freilassen. Jetzt wird er mit vielen Postkarten aus aller Welt überflutet.
„Sie haben die Möglichkeit, zu entscheiden, was richtig oder falsch ist. Wir drängen auf eine sofortige Freilassung von Mumia Abu-Jamal!“ fordert die internationale Solidaritätsgemeinschaft vertretend durch die Menschenrechtsaktivistin Angela Davis aus Berkeley. In ihrem Solidaritätsaufruf heißt es:
„Sehr geehrter Herr Governeur Tom Wolf,
[…] Meine zwei Jahre im Gefängnis waren hart genug – und jetzt stellt euch vor, dass jemand das mehr als 33 Jahre lang ertragen muss! “Eine grell erleuchtete Hölle” hat Mumia Abu-Jamal die winzige Betonzelle genannt, in der er während seiner Zeit im Todestrakt jeden Tag 22 Stunden verbringen musste – fast 29 Jahre lang.
[…] Überdies weist vieles auf Mumia Abu-Jamals Unschuld hin, von der ich selbst immer überzeugt war. Weil er nie ein faires Verfahren hatte, konnte er das nie vor Gericht beweisen. Jetzt, nach dem die Todesstrafe gegen ihn aufgehoben wurde, ist er mit einem anderen Todesurteil konfrontiert: einer lebensbedrohlichen Erkrankung, die im Gefängnis nicht angemessen behandelt wird.“
Ende März ist bekannt gewordenen, dass Mumia Abu-Jamal wegen einer Diabeteserkrankung über 8 Tage lang verschwunden gewesen ist. Weder Angehörige, noch seine Verteidigung wussten, dass er im Geisinger Medizinischen Zentrum untersucht wurde. Als sich die Anzeichen verdichteten, dass Mumia aus dem Gefängnis dorthin verlegt worden war, wiederholte sich die „Geheimnistuerei“ der Gefängnisbehörde von Pennsylvania, welches die Mumia-Unterstützer inzwischen wohl sehr genau kennen: Leugnen über den Aufenthalt, verhinderte Besuche und keinerlei Auskünfte. Mumia selbst konnte sich am letzten Tag seiner Kontaktsperre jedoch per Telefon aus dem Krankenhaus melden. Inzwischen ist er wieder zurück im SCI Mahanoy Gefängnis, wo er sich nur mit Unterstützung von Mitgefangenen per Rollstuhl bewegen kann. Offiziell gibt es noch keine Ergebnisse der zahlreichen medizinischen Untersuchungen, die im Krankenhaus mit ihm gemacht wurden. Er selbst ist nach wie vor extrem geschwächt und erhält keine ausreichende medizinische Versorgung und Pflege. Die Ursache seiner akuten Erkrankung ist unbekannt, obwohl es ihm insgesamt besser zu gehen scheint, als zum Beginn seines lebensbedrohlichen Gesundheitszustandes.
Abu-Jamal Mumia ist zu einer Kultfigur geworden. Er soll auch seine journalistische Arbeit wieder aufgenommen haben und kommentierte im Mai 2015 erneut die tödliche Polizeigewalt in den USA. Die Tat- und Prozessumstände, in der Haft verfasste Artikel, Redebeiträge und Buchveröffentlichungen und ein weltweites Netzwerk von Unterstützern haben ihn international bekannt gemacht.
Später wurden unter anderem von Amnesty International Vermutungen laut, dass Jamals politisches Engagement sowie rassistische Vorbehalte offizieller Stellen Einfluss auf das spätere Mordverfahren hatten. Ein Zitat Mao Zedongs „Macht erwächst aus dem Lauf eines Gewehrs“ in einem Interview Abu-Jamals aus der Zeit wurde später vor Gericht als Beleg einer militanten Gesinnung gegen ihn verwendet. Wegen der Verbreitung militanter Flugblätter der „Panther“ handelte er sich einen Schulverweis ein. Er begann nach seinem Austritt bei den „Panthern“ die militante grün-anarchistische Gruppierung MOVE und deren Anführer John Africa zu unterstützen.
Abu-Jamal leitete zeitweise das lokale Chapter der Association of Black Journalists in Philadelphia. Sein Auftreten mit Dreadlocks erregt bis heute noch großes Aufsehen. Aufgrund seiner Radiostimme und gut vorbereiteter Radiointerviews u.a. mit Bob Marley wurde er landesweit bekannt. Auch wenn er eng mit militanten Gruppen zusammenarbeitete, gilt er persönlich als friedlicher und zuvorkommender Mensch.
Die Verurteilung wegen Mordes an einem Polizisten 1981 wurde allerdings weiterhin aufrechterhalten. Der Antrag des Verurteilten nach einer Neuauflage des Prozesses wurde abgewiesen. Mehrmals wurde die Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt und abgelehnt. 2011 wurde weitere Revisionen ausgeschlossen und damit die lebenslange Haftstrafe bekräftigt.
Zum Verfahren selbst äußerte Human Rights Watch ernsthafte Bedenken, insbesondere die starke Bezugnahme auf Abu-Jamals politische Arbeit während der Strafbemessungsphase. Ähnlich kritisierte Amnesty International in den USA ohne über die Schuld Abu-Jamals eine Aussage zu treffen, die Nichteinhaltung minimaler internationaler Standards in Bezug auf ein faires Verfahren.
Die Postkartenaktion „Eine Millionen Rosen für Angela Davis“ startete vor über 40 Jahren in Berlin. Als hunderttausende von Menschen versendeten Postkarten mit Rosen aus aller Welt zur ihr und drückten damit ihre Solidarität aus. Bei ihrem Besuch in Berlin rief sie dazu auf „Und jetzt starten wir neu mit unserer Kampagne aus Berlin. Überflutet den Gouverneur von Pennsylvania mit Freiheitspostkarten für Mumia“.
Weiterführende Links:
Freedom for Mumia Abu-Jamal – NOW!
Angela Davis: Flood the Governor of Pennsylvania with Freedom Postcards for Mumia Abu-Jamal!
We need to bring Mumia home!