Am 20 Juni ist Weltflüchtlingstag. Nie war dieser Tag so wichtig wie jetzt, denn seit Aufzeichnung der Flüchtlingsdaten waren nie so viele Menschen auf der Flucht. 60 Millionen haben wegen Krieg, Armut und Repressionen ihre Heimat verlassen, so berichtet die Weltflüchtlingsorganisation der UNO. Das bedeutet, dass einer von 122 Menschen auf der Erde momentan auf der Flucht ist. Die Hälfte aller Flüchtlinge sind laut diesem Bericht Kinder. Auch ist die Zunahme seit 2013 und innerhalb des letzten Jahrzehnts hoch wie nie zuvor.
„Wir sind Zeugen eines Paradigmenwechsels, eines unkontrollierten Abgleitens in eine Ära, in welcher das Ausmaß der globalen erzwungenen Vertreibung sowie der darauf notwendigen Reaktion alles in den Schatten stellt, was wir vorher gesehen haben,“ sagte der UN Hochkommissar für Flüchtlinge Antônio Guterres. „Es ist furchteinflößend, dass auf der einen Seite mehr und mehr Straflosigkeit gegenüber denen besteht, die Konflikte anfangen, und auf der anderen Seite scheint eine vollkommene Unfähigkeit der internationalen Gemeinschaft zu herrschen, zusammenzuarbeiten, um die Kriege zu beenden und Frieden aufzubauen und zu erhalten.“
Fünfzehn neu aufgeflammte oder alte wieder entfachte Konflikte nennt der Bericht, die fortdauern ohne eine Lösung in Sicht. Acht in Afrika, drei im Mittleren Osten, drei in Asien und einer in der Ukraine in Europa. Dazu kommen oft jahrzehntealte instabile Situationen wie in Afghanistan oder Somalia, die weiterhin viele Millionen Menschen an den Rand der Gesellschaft drängen oder in Lagern ausharren lassen.
Gleichzeitig unternehmen immer mehr Menschen gefährliche Wanderschaften und Reisen, um an sichere Orte zu gelangen. 219 000 Menschen haben schätzungsweise im Jahr 2014 das Mittelmeer überwunden, die Flüchtlingszahlen sind für Europa um 51% hoch gegangen, trotzdem bleiben die massiven Zuwanderungen fern von den reichen Ländern. 9 von 10 Flüchtlingen befinden sich in ökonomisch schwachen Regionen der Welt.
„Wegen der massiven Kürzungen in der Finanzierung und den großen Lücken in der globalen Organisation für den Schutz der Opfer von Kriegen, werden viele Menschen, die Mitgefühl, Hilfe und Schutz benötigen, im Stich gelassen,“ sagte Guterres. „Für diese Zeiten von nie da gewesener Massenvertreibung brauchen wir eine nie da gewesene humanitäre Antwort und ein erneuerte globale Verpflichtungserklärung zu Toleranz und Schutz für Menschen, die vor Konflikten und Verfolgung fliehen.“