Prof. Yakov M Rabkin kommt in seinem Artikel „Perspektiven zum muslimischen Anderen in derjüdischen Tradition“ zu einer sehr positivien Schlussfolgerung. Judentum und Islam pflegten vor der Entstehung der zionistischen Ideologie und vor der Gründung Israels in der Geschichte eine sehr positive Beziehungen untereinander. Ich denke, dass die Berücksichtigung dieses wunderbaren Zusammenlebens in der Geschichte der muslimischen Länder, die viel toleranter waren als die christliche Welt, einen sehr produktiven Ausgangspunkt darstellen kann, um heute erneut ohne den Zionismus und jenseits davon in einem einzigen Land in Frieden zusammenleben zu können, indem man die Identität des Anderen im weitesten Sinne respektiert.
Der Zionismus ist eine nationalistische und kolonialistische Ideologie, die sich der jüdischen Ethik widersetzt und auch der jüdischen Wahrnehmung des muslimischen Anderen als monotheistischen Bruder vollkommen widerspricht. Im Folgenden finden Sie das Interview unserer Redaktion ProMosaik mit Prof. Yakov über seinen so wertvollen Artikel.
Dr. phil. Milena Rampoldi: Lieber Yakov, ProMosaik e.V. ist überzeugt, dass die Betonung der positiven Beziehungen zwischen Islam und Judentum in der Geschichte uns heute helfen kann, den Frieden und die Gerechtigkeit jenseits des Zionismus zu erlangen. Was denkst du darüber, Yakov?
Prof. Yakov M Rabkin: Das ist genau der Grund, wofür ich den Artikel geschrieben habe. Ich bin mir bewusst, dass es massive Propagandabemühungen gibt, um diese Wahrheit zu verfälschen und zu „beweisen“, dass die aktuelle Feindseligkeit zwischen zahlreichen Juden und Muslimen auf die Geschichte und die Theologie zurückzuführen ist. Schritt für Schritt bringen aber Menschen guten Willens, darunter Historiker, solides Material vor, das das Jahrhunderte alte freundschaftliche Zusammenleben zeigt.
Welche Strategien hat der Zionismus umgesetzt, um die Feindseligkeit zwischen Muslimen und Juden hervorzubringen?
In der Tat sind diese Strategien so ziemlich neu. Der Zionismus ist eine säkulare, anti-religiose, politische Bewegung. In den letzten beiden Jahrzehnten entwickelte sich eine neue Tendenz, die das Ziel verfolgt, jede Hoffnung auf ein Zusammenleben zwischen Juden und Muslime zu zerstören. Diese Strategien hatten zwar ihren Erfolg, aber sie bleiben in vielen Ländern wie Kanada, Südafrika, den USA, wo das Zusammenleben ganz natürlich abläuft, verdächtig.
Welchen Problemen der Diskriminierung sind die israelischen Araber im heutigen Israel ausgesetzt?
Sie werden im Bildungswesen, im Arbeitsleben und natürlich auch in ihren politischen Rechten diskriminiert. Diese Praxis wurde zwar vom Höchsten Gericht widerlegt, aber es sieht so aus, als hätte diese Kritik nachgelassen. Das Gericht kann sich nicht von der dominanten, gesellschaftlichen Stimmung distanzieren, die eine konstante Verschiebung nach Rechts erfahren hat.
ProMosaik e.V. ist der Meinung, dass der israelisch-palästinensische Konflikt kein religiöser, sondern eine neoimperialistischer Konflikt ist. Aber wir sind doch der Überzeugung, dass es eine interreligiöse Lösung des Problems geben kann. Wie optimistisch oder pessimistisch bist du hierzu?
Es gibt religiöse Muslime und Juden, die sich für den Frieden eingesetzt haben. Der Rabbiner Froman und Sheikh Yassin von Hamas, der von den israelischen Streitkräften ermordet wurde, versuchten vergeblich, die dominanten politischen Kräfte zu beeinflussen. Diese Bemühungen müssen fortgesetzt werden. Denn die streng religiösen Juden, die sich dem Zionismus widersetzen, haben ihre Hoffnung nicht aufgegeben.
Dein Artikel ist wesentlich, um die jüdischen Einstellungen zu den Muslimen zu verstehen. Welche sind die wichtigsten Aspekte, die du jemandem nahelegen möchtest, der deinen Artikel noch nicht gelesen hat?
Das Judentum hat im traditionellen Sinnen den Islam als die ihm am nächsten liegende Religion angesehen, und dies sei es hinsichtlich der Praxis als auch der Werte.