Im Rahmen eines exklusiven Interviews mit RT anlässlich des EU-Celac-Gipfels in Brüssel hat der bolivianische Präsident Evo Morales verkündet, dass sich die europäischen Länder von der US-Dominanz lösen sollten, dasselbe gelte für das „Diktat“ des Internationalen Währungsfonds (IWF). Auch sprach er über seine Einschätzung der aktuellen US-Russland Beziehungen.
„Es würde mich freuen, wenn wir zusammen mit Europa eine Allianz etablieren könnten, um uns zusammen von der imperialen US-Dominanz und ihrer neokolonialen Mentalität zu befreien.“
So der bolivianische Präsident im Interview mit RT und forderte darüber hinaus Europa auf, „sich von dem politischen Einfluss der USA zu lösen und dem ökonomischen Diktat des IWF zu befreien.“ Auf die Frage zur aktuellen Lage in Lateinamerika antwortete er:
„Die Lage in Lateinamerika hat sich sehr verbessert. Bolivien zeigt signifikantes Wirtschaftswachstum, dank der politischen Unabhängigkeit, die wir uns erkämpft haben. Die USA regieren nicht länger unsere Länder und treffen Entscheidungen für uns mittels ihrer diplomatischen Vertretungen. Der IWF entscheidet nicht mehr für uns im Wirtschaftssektor.“
Morales erläuterte zudem im Interview mit RT, dass im Laufe der letzten Jahre immer mehr Europäer nach Lateinamerika gekommen seien:
„Die wachsende Arbeitslosigkeit in Europa ist ein alarmierendes Signal. Aus diesem Grund steigt die Zahl der Europäer, die nach Lateinamerika und in die Karibik kommen.“
Laut einer im Juni veröffentlichten Studie der Internationalen Organisation für Migration (IOM), ist erstmals seit 14 Jahren die Zahl der Europäer, die nach Lateinamerika auswandern, höher als die Zahl der Lateinamerikaner, die nach Europa ziehen.
In diesem Zusammenhang verwies Morales auf die Unterschiede zwischen Lateinamerika und Europa:
„Wir haben niemals Gesetze erlassen, um Europäer aus unseren Ländern zu deportieren. Wir haben auch keine Lager gebaut, um Europäer dort festzuhalten. Darin liegt der große Unterschied.“
Weiter verwies er auf die Bedeutung von sozialer Gleichheit, die seinen Worten nach genauso wichtig sei wie der Weltfrieden, und rief die EU auf Sozialprogramme aufzusetzen, um die zunehmende Armut zu bekämpfen.
Angesprochen auf seine Einschätzung zu den aktuellen Beziehungen mit Russland erklärte der bolivianische Präsident gegenüber RT:
„Wir unterstützen sowohl den russischen Kampf um Souveränität, als wir auch die bestehenden Differenzen in der Ukraine verstehen. Es ist notwendig sich von dem Willen der Bevölkerung leiten zu lassen. Man kann nicht seinen Willen durchsetzen zum Zwecke geopolitischer Interessen. Die USA machen genau dies. Sie versuchen mittels Putschen und Militärdiktaturen, ihre Politik im Sinne von geopolitischen Interessen durchzusetzen.“
Morales gilt als einer der stärksten lateinamerikanischen Kritiker Washingtons. Die Beziehungen zu den USA verschlechterten sich nochmals dramatisch, als auf Druck der USA die Präsidenten-Maschine von Morales im Juli 2013 auf dem Rückweg von einem Moskaubesuch zur Landung in Wien gezwungen wurde, da vermutet wurde, dass sich der Whistleblower und ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden an Bord befände. Im Zuge der Snowden-Enthüllungen wurde zudem bekannt, dass gerade die linksgerichteten Regierungen in Lateinamerika massiv von der NSA ausspioniert worden sind.
Das gesamte Interview mit Evo Morales in spanischer Sprache: