Das Übel des Königreiches Saudi Arabien wurde an die Meeresoberfläche gespült, nachdem die ersten Dokumente der Enthüllungsplattform WikiLeaks am 19. Juni 2015 das Königreich betreffend, veröffentlicht wurden. In einer Pressekonferenz erklärte ein Sprecher von WikiLeaks, die von Julian Assange gegründete wurde, das was nun aus dem politischen Innenleben des Golfstaates an die Meeresoberfläche bzw. Öffentlichkeit gelangte, sei „erst der Anfang“ gewesen.
Aus Riad kamen bis zuletzt Warnungen über die Veröffentlichung der Dokumente an Wikileaks. Aber am Freitag, den 19.06.2015 wurden dann die ersten von etwa 70.000 klassifizierten Dokumenten, die einen Einblick in die Innen- und Außenpolitik Saudi Arabiens geben, veröffentlicht. Es handle sich erst um ein Zehntel dessen, worüber die Whistleblower-Plattform verfüge.
„Wir sehen, wie das Geld aus den Ölgeschäften genutzt wird, um Saudi Arabien Einfluss zu erkaufen“, erklärte der isländische investigative Journalist und WikiLeaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson. „Und das ist substanziell. Das ist ein Verbündeter der USA und Großbritanniens. Und seit dem Frühjahr betätigt das Land sich als Kriegstreiber im Nachbarland Jemen.“
Eine halbe Million Dokumente sind aus dem saudischen Außenministerium sowie einige „Top Secret“ Berichte des saudischen Geheimdienstes und des Innenministeriums. „Dies ist nur der Anfang“, erklärte Hranfsson. Die Medien würden nun Gelegenheit erhalten, die Dokumente auszuwerten und die entsprechenden Geschichten daraus zu machen. Am Samstag warnte Riad seine Bürger davor, nicht „Dokumente, die gefälscht sein könnten“, zu verbreiten. In seiner Erklärung auf seinem Twitter-Account stritt das Außenministerium Saudi Arabiens jedoch die Authentizität der Dokumente nicht ab. Bereits am Samstag veröffentlichte WikiLeaks einen Bericht über die „extensiven Versuche, die arabischen Medien zu überwachen und sie zur Kooperation zu bewegen“, die Riad unternehmen würde.
Durch Überwachung von Medien und den Versuch, „von Australien bis Kanada und überall dazwischen Loyalität zu erkaufen“, arbeite die Administration in Riad darauf hin, dem Land auf internationaler Ebene ein positives Image zu erkaufen, so die Plattform. Man versuche, alle Abweichungen bezüglich der regionalen Berichterstattung über Saudi-Arabien und Angelegenheiten, die Saudi-Arabien betreffen, zu korrigieren.
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Während des „Arabischen Frühlings“ habe Riad direkten Einfluss auf die Medien genommen, insbesondere in Tunesien, von wo die Welle an Umstürzen ausgegangen war, sei man an einflussreiche Medienorgane herangetreten, bestätigte WikiLeaks.
Julian Assange sagte zu den veröffentlichten Dokumenten: „Mit der Veröffentlichung dieser Saudi Dokumente wurde der Deckel einer unberechenbaren und geheimnisvollen Diktatur geöffnet, die nicht nur die 100. Enthauptung feierte, sondern sich zu einer ernsten Bedrohung für seine Nachbarn und sich selbst darstellt.“
Das Königreich Saudi-Arabien ist eine ernstzunehmende Diktatur, die an den Persischen Golf grenzt. Trotz berüchtigte Menschenrechtsverletzung bleibt Saudi-Arabien ein Top-Verbündeter der Vereinigten Staaten und Großbritanniens im Nahen Osten, vor allem aufgrund seiner einmaligen Ölreserven.
Das Königreich steht an oberster Stelle auf Liste der Erdölfördernden Ländern. Jedes Jahr werden Milliarden von „Petrodollars“ in die Taschen der britischen Banken und US-Rüstungsunternehmen geschoben. Das Königreich spielt seit den 1960er Jahren eine wichtige Rolle in der OPEC und dem Golf-Kooperationsrat (GCC).
Seit Ende März 2015 beteiligt sich das Königreich Saudi-Arabien sich in einem Krieg mit dem benachbarten Jemen. Der vollständige WikiLeaks „Schatztruhe“, die an die Meeresoberfläche gespült wurde, umfasst Hunderttausende von Seiten mit gescannten Bildern von arabischen Text. In einer großen journalistischen Forschungsanalyse hat WikiLeaks den Text aus diesen Bildern extrahiert und platziert sie in ihrer Internetplattform mit Suchfunktion. Die „Schatztruhe“ umfasst auch Zehntausende von Textdateien und Tabellenkalkulationen sowie E-Mail-Nachrichten, die durch die WikiLeaks Suchmaschinen durchsuchbar gemacht wurden.
Durch Zufall wurden die „Saudi Cabels“ am gleichen Tag wie zwei andere Mitteilungen veröffentlicht. Der 19.06.2015 war ebenfalls der 3. Jahrestag im Asyl für den WikiLeaks-Gründer Julian Assange in der Ecuadorianischen Botschaft in London. Seit fast fünf Jahren wird er ohne Anklage in Großbritannien festgehalten. Des Weiteren gab an diesem Tag „Google“ bekannt, dass das weltbekannte Internetunternehmen dazu gezwungen wurde, die Verfolgung von WikiLeaks-Mitarbeitern für die US-Regierung zu unterstützen. Das belegen auch die US-diplomatischen Depeschen mehrerer Datensätze der US-Regierung.
Saudi Arabien ist der zweitgrößte Ölproduzent der Welt und ein einflussreicher Faktor in der Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC), die einen starken Einfluss auf Produktion und Weltmarktpreise aufweist. Die Menschenrechtssituation in der Golfmonarchie gilt hingegen als problematisch. Am letzten Montag wurde die bislang 100. öffentliche Hinrichtung in diesem Jahr vollstreckt. Wieso wollen die westlichen Medien partout über diese Menschenrechtsverletzungen nicht berichten?