Gerade erst wurden wir überwältigt von den Bildern und Zahlen der 400 Toten letzte Woche und schon wieder kommen Nachrichten über diesmal 700 Menschen, die vor der libyschen Küste umgekommen sind. Die Todeszahlen schiessen dabei nun seit Sommer letzten Jahres unaufhörlich nach oben, obwohl die Zahlen der Flüchtenden gleich bleiben.
Die Stimmen werden lauter, die fordern, dass die europäischen Institutionen Verantwortung übernehmen müssen und endlich eine organisierte Seenotrettung installieren müssen. War der Grund, das Programm „Mare Nostrum“ letztes Jahr einzustellen, tatsächlich Streit über die Finanzierung oder wird vielmehr die hohe Todeszahl als willkommene Abschreckung genutzt? Genauso melden sich immer mehr Stimmen zu Wort, die es als unerträglich wahrnehmen, dass Leben von Menschen aus armen und bürgerkriegszerstörten Ländern und Leben von Bürgern reicher Länder immernoch mit zweierlei Maß gemessen werden. Dies zeigt sich an ihrem Platz in den Medien, dem Betrag, der für Prävention und Aufklärung solcher Unglücke ausgegeben wird im Vergleich zu Unglücksfällen mit westlichen Opfern, sowie in der Anteilnahme von Bürgern und Politikern.
Daneben gibt es Privatpersonen, die sich plötzlich berufen fühlen, die Aufgaben zu übernehmen, die so schmählich von den Institutionen vernachlässigt werden. Schlagzeilen hat in Deutschland die Initiative Sea-Watch gemacht. Über Spenden finanziert und von ehrenamtlich arbeitenden Seeleuten gelenkt macht sich Mitte Mai die ihr Schiff auf den Weg ins Mittelmeer.
Pro Asyl wendet sich nun auch mit einem dringenden Appell an das Europaparlament und seinen Präsidenten Martin Schulz: Die EU muss das Sterben an ihren Außengrenzen beenden und legale gefahrenfreie Wege für Flüchtlinge öffnen. Eine zivile europäische Seenotrettung muss aufgebaut werden. Das EU-Parlament muss sofort die benötigten finanziellen Mittel bereitstellen. Dieser Appell kann auf der Webseite von Pro Asyl unterschrieben werden.