Normalerweise müsste ein großer Aufschrei durch alle Medienkanäle hindurch ertönen, die Details aus dem Leben des Attentäters veröffentlicht und seine Tat als ein abscheulicher, feiger Akt gewertet werden und wir müssten mit der Inbrunst der Überzeugung im Chor rufen, dass dieses schreckliche Verbrechen die Grundfesten unserer Demokratie nicht erschüttern kann.

Ich konnte leider nichts derartiges Vernehmen. Ich konnte noch nicht einmal in der sonst immer so vorschnellen Klatschpresse davon lesen. Dieses Verbrechen fand, in der Tat, kaum Aufmerksamkeit in unserer Medienlandschaft.

Dabei entspricht die Schlagzeile der Wahrheit. Aber eben nicht der gewohnten Wahrheit. Der Fundamentalist war ein radikaler Atheist, die Opfer allesamt Muslime. Diese Konstellation will nicht so recht in unser stereotypes Weltbild passen, wonach für alle religiös motivierten Taten einzig und allein Muslime die Schuld tragen.

Als am Vormittag des 11. Februar in der Universitätsstadt Chapel Hill, South Carolina, der 46 jährige Täter Craig Steven Hicks die drei Studenten Deah Shaddy Barakat (23), seine Ehefrau Yusor Mohammed Abu-Salha (21) und ihre Schwester Razan (19) mit Kopfschüssen exekutierte, sprachen die Behörden und die Presse erst mal von einem banalen Nachbarschaftsstreit und blendeten schlichtweg andere Motive aus. Dabei spricht alles für eine rassistisch motivierte Tat, für ein „Hate Crime“, und dafür, dass Hicks aufgrund seiner fundamentalistisch atheistischen Einstellung ein Problem mit der Weltanschauung seiner Opfer hatte.

Craig Steven Hicks bezeichnete sich in seinem Facebook Profil selbst als einen Anti-Theisten und sah in den Religionen die Ursache für Kriege. Seine Lösung für den Nahostkonflikt war die „kollektive Hinwendung zum Atheismus“. Die Opfer hatten bereits öfter schlechte Erfahrungen mit Hicks gemacht. Er stand einmal mit einer Waffe am Gurt vor der Tür der beiden Frauen und beschwerte sich über die Parkplatzsituation. Laut Aussage des Vaters der beiden ermordeten Frauen, hätte seine Tochter über Hicks gesagt: „Er hasst uns für das, was wir sind und wie wir aussehen.“ (Quelle: Islamische Zeitung, März 2015)

Die Schieflage der Berichterstattung hatte kurz nach dem Attentat die Debatte um die Doppelbödigkeit der westlichen Medien wieder angeheizt. Unter dem Hashtag #MuslimLivesMatter beklagten sich viele User über die nachrangige Berichterstattung (Quelle: www.islamiq.de). Vertreter muslimischer Gemeinden, Lobbygruppen und Bürgerrechtsvereinigungen solidarisierten sich mit den Angehörigen und warfen den Mainstreammedien das Messen mit zweierlei Maß vor. Auf die Hintergründe der Tat würde weder in der Berichterstattung noch in der Trauerrede von Präsident Obama eingegangen werden. Dabei wären Muslime im ganzen Land Ziele der medialen Diskriminierung. Beispielsweise stützt sich der Sender Fox News bewusst auf eine antiislamische Berichterstattung um ein konservatives oder rassistisches Publikum anzusprechen.

Gefüttert mit Vorurteilen und Hass durch die immerwährend negative Islampresse und ein vermeintlich islamisches Bedrohungsszenario ist es nur ein nächster Schritt bis sich Hass in physische Gewalt entlädt. Islamfeindlich motivierte Übergriffe und Straftaten haben in den USA in den letzten Jahren zugenommen. Die Ermordung der drei jungen Studenten war nur die folgenschwerste Attacke. (Quelle: Islamische Zeitung, März 2015)

Das Desinteresse der deutschen Medien an der medialen Aufarbeitung von Chapel Hill bestätigt einmal mehr den Verdacht, dass Muslime nur dann interessant für unsere Nachrichten sind, wenn man sie für ein Verbrechen verantwortlich machen kann und nicht wenn sie selbst Opfer, zumal die, der medialen Islamhetze, sind.

Flitz Kola