Und derjenige, der behaupten kann,
dass seine Handlungen eine Kette von Ereignissen entfesseln,
die sich in anderen fortsetzt,
hat ein Stück des Fadens der Ewigkeit in seine Hände genommen.
Silo „Die Erde menschlich machen“
Der große Fehler, den die Pragmatiker begehen, ist der, die Konsequenzen ihrer Handlungen nicht zu bedenken. Schlimmer noch, diese zu ignorieren.
„Bitte halten Sie sich an die Fakten“. Gut, wir halten uns an die Fakten. Zum ersten Mal in der Geschichte der zivilen Luftfahrt schließt sich ein Pilot ins Cockpit ein und lässt sein Flugzeug gegen einen Berg krachen. Die Versuche in diesen Tagen, dazu Präzedenzfälle zu finden, sind schlicht und einfach lächerlich.
Die Fakten: die Verriegelung der Cockpit-Tür (die diesen obskuren und immer noch unbegreiflichen Todeswunsch unumkehrbar machte) ist eine direkte Konsequenz des Attentats des 11. Septembers, eine Sicherheitsvorkehrung, die solch tragische Flugzeugentführungen eigentlich unmöglich machen sollte.
Es ist schwer möglich zu sagen, ob diese Zusatzvorkehrung in der Vergangenheit Flugzeugentführungen verhindert hat. Mit Sicherheit aber können wir sagen, dass sie nun für den Tod von 150 Personen verantwortlich ist. Wenn die Kabine des Cockpits des Germanwings-Fluges zugänglich gewesen wäre, hätte diese Tragödie verhindert werden können.
Aber die Konsequenzen entziehen sich uns; oder vielleicht ist kein Interesse vorhanden, sie wahrzunehmen?
Jedes Mal, wenn die Gewalt sich in irgendeiner ihrer vielen Formen zeigt, heißt es von den Gewaltsamen, es brauche Gewalt, um dieser Gewalt zu begegnen. Sie bedenken nicht die Spirale der Gewalt, die Pat Patfoort „Eskalation“ nennt.
Es ist ein in jeder Hinsicht gültiges Beispiel für die Konsequenzen. Wir ziehen die Panzerwände hoch und somit wird es schwierig, mit den anderen zu sprechen, falls es nötig sein sollte, um sie davon abzuhalten, Dummheiten zu begehen.
Als Kind eines Angestellten einer Luftfahrtgesellschaft bin ich mehrmals in Cockpits gewesen. Das war den Kindern von Kollegen erlaubt, sowie auch wichtigen Personen, und nie gab es einen Zwischenfall.
Aber eine Form der Gewalt, die oft nicht als solche angesehen wird, ist die Kontrolle, die fixe Idee, dass die einzige Art und Weise, Personen daran zu hindern, anderen zu schaden, die ist, sie zu kontrollieren. So sind wir, besonders in den Industriestaaten, zu Installateuren von Überwachungskameras, Panzertüren, Alarmsystemen, Drohnen und elektronischen Spionen aller Art geworden. Unsere Vorkehrungen haben sich multipliziert und verkompliziert, vom simplen Handschlag sind wir zu verzwickten und ellenlangen Protokollen übergegangen, zu Gesetzen, Regulierungen etc. etc.
Hat das die Sicherheit erhöht? Hat die Gewalt etwa abgenommen? Ist der gegenseitige Respekt und der Friede in der Welt gewachsen? Es erscheint mir nicht wirklich so.
Allein dieser Gedankengang sollte uns zum Nachdenken anregen: unsere Handlungen haben Konsequenzen und wir können nicht weiter darauf bestehen, Handlungen einzuleiten, die dann unerwünschte Konsequenzen mit sich bringen, und die die Kette der Gewalt nähren.
Die Schulklassen hätten heimkehren sollen, die Sänger hätten weiter singen sollen, die Touristen hätten weiter die Welt erkunden sollen, wer seinen Beruf in diesem Flugzeug ausübte, hätte dies weiterhin tun sollen und so fort. Und auch der, der für diese Tragödie verantwortlich ist, hätte weiterleben sollen, trotz allem… Aber da war die Panzertür, Altar der Göttin der Sicherheit.
Wir sollten also über die Konsequenzen unserer Handlungen nachdenken, die Mächtigen an ihre Verantwortung erinnern und solange Druck machen, bis die Logik der Kontrolle einer Praxis der Verantwortung weicht. Es ist dringend!
Übersetzung aus dem Italienischen von Evelyn Rottengatter