Die Mainstream-Medien berichten von beruhigenden Wirtschaftsdaten aus den USA. Einige Analysten bestätigen, dass ihre Erwartungen sogar übertroffen wurden: Im letzten Jahr ist die Anzahl der Beschäftigen um 257.000 Einheiten gestiegen. Und was die Löhne angeht, so sind diese im Januar diesen Jahres durchschnittlich um 12 Dollar-Cent die Stunde gestiegen, was einem Plus von 2,2 % gegenüber den durchschnittlichen Löhnen des Vorjahres bedeutet. All dies scheint den Beginn einer Erholung der amerikanischen Wirtschaft zu bestätigen, sodass bereits von einer möglichen Erhöhung der Zinsen seitens der Federal Reserve zum Halbjahr gesprochen wird. Aber wie ein Sprichwort sagt: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“.
Bei genauerem Hinsehen erscheint die Realität ganz anders. Die Anzahl der Arbeitslosen, die sich ihrem Schicksal fügen und es komplett aufgegeben haben, Arbeit zu suchen, hat sich in den letzten Jahren verdoppelt. Diese Menschen erscheinen nicht in diesen Statistiken, aber wenn man die Grafik der inaktiven Arbeitskräfte betrachtet, ist ihr Prozentsatz seit 2008 bis heute konstant auf 11,7 % gestiegen.
Wenn man sich dann die Daten der Vollzeitbeschäftigten ansieht, so ist die Situation noch beunruhigender. Seit 2007 bis heute wurden circa 1 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, aber gleichzeitig sind über 13 Millionen Menschen weniger angestellt (siehe Tabelle Cumulative Changes Since December 2007 People Not in Labour Force). Der Vollständigkeit halber muss dazugesagt werden, dass unter diesen 13 Millionen auch jene fallen, die in der Zwischenzeit in Rente gegangen sind, aber das bedeutet auch, dass viele der Stellen mit Rentenabgängern nicht mehr neu besetzt wurden.
Ein anderer Faktor, an dem sich die wahre Situation der Beschäftigung in den Vereinigten Staaten ablesen lässt, ist die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten, die ebenfalls im Prozentsatz der Beschäftigen enthalten ist. Die Zahl der Menschen, die nun einen Teilzeitjob haben, vorher aber vollbeschäftigt waren, ist um 54 % gestiegen und liegt nun bei über 4 Millionen Arbeitskräften.
Wenn man im Bezug auf die Kaufkraft der amerikanischen Arbeitskräfte den durchschnittlichen Index der Verbraucherpreise analysiert, so stand dieser Ende 2014 bei 244 Punkten, was einen Anstieg von 45 Punkten in nur vier Jahren bedeutet. Umgerechnet war dies ein Anstieg der Preise um 26,5 %, während der durchschnittliche Stundenlohn im gleichen Zeitraum lediglich um 8,5 % gestiegen ist. Der amerikanische Bürger hat also in den vergangenen vier Jahren real 18 % an Kaufkraft eingebüßt.
Die ehrenwerte Universität von Stanford hat kürzlich ein Dokument mit dem Titel „Der Armuts- und Ungleichheitsbericht 2014“ (The Poverty and Inequality Report 2014) erstellt. Wenn man durch die Seiten blättert, kann man sehen, dass der nationale Armutsindex von 12,5 % im Jahr 2007 auf 15 % in 2012 gestiegen ist. Die Kinderarmut hat 21,5 % erreicht und nach den aktuellen Daten des letzten Zensus von 2014 leben über 45 Millionen Amerikaner unterhalb der Armutsgrenze.
Die hier beschriebenen Daten scheinen nicht wirklich ein wirtschaftliches Wachstum zu belegen – im Gegenteil: in den USA ist ein Prozess im Gange, der systematisch zur Erhöhung von Armut und sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit führt.
Die Wahrheit ist, dass die hochgelobte wirtschaftliche Erholung der letzten Periode im Wesentlichen auf eine enorme staatliche Investition in den Schieferöl-Markt zurückzuführen ist, wodurch neue Arbeitsplätze geschaffen wurden und wodurch der Verlust in anderen Bereichen ausgeglichen werden konnte. Ohne die momentane und fragile Erholung dank des Schieferöls befänden sich die Vereinigten Staaten in einem noch schlechteren Zustand.
Aber die bisher betrachteten Daten sind nichts im Vergleich zu dem wirtschaftlichen Szenario, das sich in den letzten Wochen abgezeichnet hat. Wenn es sich bewahrheiten sollte, würde es den amerikanischen Traum in etwas verwandeln, was eher einem Albtraum ähnelt. In Europa wird in den Medien nicht darüber gesprochen, aber sobald man über unseren Tellerrand hinausschaut, ist die Wahrnehmung die, dass die USA am Ende dieser kurzen Periode der Erholung angelangt sind. Heute sind bereits große Teile des leicht zu fördernden Öls erschöpft, und die Förderungskosten steigen weiter. Wie man den Grafiken zudem entnehmen kann, können die durchschnittlichen Gehälter des Landes – auch wenn sie leicht steigen – das reale Inflationsniveau, das sich in unaufhörlichem Wachstum befindet, in keinster Weise kompensieren.
Die Zukunftsaussichten sind demnach mitnichten beruhigend; über der amerikanischen Wirtschaft schwebt das Damoklesschwert des Platzens der nächsten Spekulationsblase, die sich vom Schieferöl nährt. Von den großen Finanzinvestoren des Sektors wird das bevorstehende Platzen der Blase als unvermeidlich angesehen: „Wir können nicht behaupten von einem bevorstehenden Zusammenbruch der Aktienmärkte überrascht zu werden“, erklärt Mark Spitznagel, einer der Verwalter der großen Hedgefonds. In der amerikanischen Wirtschaftswelt hat er damit Bekanntheit erlangt, die Krise von 2008 vorhergesehen und dadurch Milliarden-Profite erzielt zu haben, während Millionen von amerikanischen Bürgern gleichzeitig alles verloren.
Spitznagel steht mit seiner Aussage nicht alleine da; Marc Faber stimmt ebenfalls in den Chor der Mahner ein: „Wir befinden uns in einer riesigen spekulativen Finanzblase, die jeden Tag platzen könnte“ warnt der Schweizer Berater und Verwalter des Marc-Faber-Fonds. Auch der amerikanische Milliardär Warren Buffett ist sich sicher, dass die enorme Spekulationsblase explodieren wird. Der nach ihm benannte Warren-Buffet-Indikator, auch als „Total-Market-Cap to GDP-Ratio“ bekannt, erreichte in den letzten Monaten die höchste Alarmstufe, d. h., dass ein finanzwirtschaftlicher Kollaps jeden Moment eintreten könnte. Die ökonomische Blase habe laut Buffett ihren Ursprung in einem „unvernünftigen Kredit, der mit schuldhafter Verantwortungslosigkeit noch vergrößert wurde“.
Wenn man diese Behauptungen besser verstehen will und sie im aktuellen wirtschaftlichen Kontext der Vereinigten Staaten analysiert, wird klar, dass sich die Finanzgurus hier auf den enormen Kredit beziehen, den die amerikanische Regierung zusammen mit vielen Banken in den letzten Jahren für den Wirtschaftsfaktor Schieferöl gewährt haben. Wie bereits in vorhergehenden Artikeln erläutert, funktioniert diese Technik der Ölförderung (Fracking) mit kostspieliger Technik, die den bitumenhaltigen Schiefer zertrümmert.
Fracking ist, abgesehen von der enormen Umweltschädlichkeit, extrem teuer geworden und der starke Fall der Ölpreise in der letzten Zeit hat dazu geführt, dass sich diese Abbaumethode nicht mehr rechnet. In den Vereinigten Staaten hat die Regierung 1.500 Milliarden Dollar in den Schieferöl-Markt investiert. Zusammen mit weiteren Investitionen seitens der Banken macht das insgesamt ein Volumen von 2.400 Milliarden Dollar, was etwa 13 % der amerikanischen Staatsverschuldung entspricht.
Schulden, die bereits heute laut offiziellen Zahlen die erschreckende Zahl von 18.000 Milliarden Dollar übersteigen – ein Wert, der nunmehr unaufhaltsam um durchschnittlich 1.000 Milliarden Dollar pro Jahr steigt. Ein Betrag, der aufgeteilt auf jeden Bürger 56.500 Dollar ausmacht, und der, wenn man ihn auf jeden Steuerzahler umrechnet, gut 154.000 Dollar erreicht.
Das sind Zahlen, die bei weitem die desaströse italienische Wirtschaft übertreffen, bei der die Verschuldung bei 36.000 Euro pro Kopf und bei 88.000 Euro pro Steuerzahler steht. Dies verdeutlicht, wie schwindelerregend die Zahlen aus den USA tatsächlich sind, die für sich alleine sprechen und den realen Zustand der amerikanischen Wirtschaft widerspiegeln.
Nun also, da wir klargestellt haben, dass sich die großen amerikanischen Investoren auf die bevorstehende Explosion der Ölblase und den alles andere als wohlbedachten Schieferöl-Kredit beziehen, schauen wir uns die aktuellsten erhältlichen Wirtschaftsdaten an. Allein in den letzten Wochen haben die mit diesem Markt verbundenen Titel über 90 % ihres Werts verloren. Dieser Trend wird auch durch Daten bestätigt, die von keiner geringeren als der „Bank for International Settlements“ (BIS), der Bank für internationalen Zahlungsausgleich kommen, der Organisation, die weltweit über Wirtschafts- und Finanztransaktionen wacht.
In ihrer Analyse „Schulden und Öl“ vom 9. Februar hebt die BIS besonders die Belastung des Öl-Sektors hervor, die die Dynamik des Rohölmarktes in der letzten Zeit beeinflusst hat, wodurch viele Produzenten Risiken bezüglich Zahlungsfähigkeit und Liquidität aussetzt werden. Die Analyse der BIS zeigt weiterhin auf, dass in diesem Kontext der erhöhten Schulden, begleitet vom fallenden Ölpreis, einerseits eine Schwächung der Bilanzen seitens der Produzenten erfolgt ist und andererseits ein weiteres Fallen des Ölpreises. Letzteres wurde ausgelöst durch die erheblichen Mengen an Rohöl, die von den Ölproduzenten auf den Markt gebracht wurden, um ihre enormen Schulden bezahlen zu können. Kurzum: dies ist wie die sprichwörtliche Katze, die sich in den Schwanz beißt.
Die enormen Mengen an Rohöl, die vom amerikanischen Schieferöl-Sektor auf den Markt gebracht wurden, hatten ursprünglich zwei Ziele: die Energieunabhängigkeit der USA und die Senkung des Rohölpreises, um andere Staaten, deren Wirtschaft stark an den Ölpreis gebunden ist, in Schwierigkeiten zu bringen. Unter dem Strich aber hat diese Strategie auch zwei „Kollateralschäden“ mit sich gebracht: die Schaffung von enormen Schulden und die exzessive Senkung der Marktpreise. Als Konsequenz sind jetzt viele Ölfirmen hoch verschuldet und haben deshalb mehr und mehr die Produktion von Rohöl erhöht, um den Gewinnausfall aufgrund der Senkung des Ölpreises auszugleichen. Dadurch wurde eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint.
Die Signale des wirtschaftlichen Zusammenbruchs in diesem Sektor sind so offensichtlich, dass einige Firmen, sowohl amerikanische als auch nicht-amerikanische, die von der Schieferöl-Förderung abhängig sind, bereits von Schließung oder kontrollierter Abwicklung sprechen.
Wie aus der Grafik der BIS gut ersichtlich ist, gab es in den letzten drei Monaten eine Spitze der implizierten Volatilität (rote Linie) gegenüber einem drastischen Fall des Cashflows im Ölsektor (blaue Linie).
Aus ökonomischer Sicht hat der Anstieg der implizierten Volatilität extrem negative Auswirkungen, die desaströs werden, wenn man sie zum Rückgang des Cashflows dazurechnet. In finanzieller Hinsicht bedeutet all dies drei Dinge: erstens, dass die Händler aufgehört haben, in diesen Sektor zu investieren; zweitens, dass das Misstrauen in diesen Bereich nunmehr astronomisch ist; und drittens, dass eine massive Kapitalflucht sowie ein regelrechter Ausverkauf der Derivate stattfindet, die mit dem Schieferöl zusammenhängen.
Die letzte Krise von 2008, aus der wir noch immer nicht heraus sind, wurde durch das Platzen der spekulativen Blase ausgelöst, die ihren Ursprung in „faulen“ amerikanischen Immobilienkrediten hatte. Die nächste Blase wird mit Sicherheit den Bereich der amerikanischen Ölindustrie betreffen, die mit dem Schieferöl zusammenhängt, deren Explosion imminent zu sein scheint und deren ökonomische Auswirkungen weitaus schwerwiegender sein werden als die der Krise von 2008.
Der Zusammenbruch des Schieferölsektors ist bereits im Gange und manifestiert sich in diesem ersten Quartal von 2015. Wie auch 2008 wird er eine Lawine von nicht-rückzahlbaren Krediten auslösen, produziert durch Staatsanleihen und Bankemissionen, die zu „Junk Bonds“ herabgestuft werden. Folgt man diesem Gedanken, so zeichnen sich in den kommenden Monaten Schließungen zahlreicher Ölförderstätten und Massenentlassungen im amerikanischen Bereich von Öl und Gas ab. Die Folgen werden in den nächsten beiden Quartalsbilanzen, die im April und im Juli veröffentlicht werden, noch offensichtlicher erscheinen. An diesem Punkt wird die Blase mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit bereits geplatzt sein und Auswirkungen ähnlich derer eines Krieges hinterlassen, die wie bei der vorhergehenden Krise auch andere Ökonomien weltweit betreffen werden.
Das ist eine böse Geschichte, deren gesalzene Rechnung – wie gewöhnlich – von den Schwächsten der Gesellschaft bezahlt werden wird, und zwar durch Arbeitslosigkeit, Abbau des Sozialstaats, weitere operative Einschränkungen der realen Wirtschaft, und Spannungen zwischen Staaten. In einer solchen Situation können die Ressourcen anderer Staaten zur Tilgung der entstandenen Schulden sehr verlockend sein. Ein solcher gefährlicher Versuch derart die vielfältigen Probleme einer frevelhaften Wirtschaftspolitik lösen zu wollen, mündet zwangsläufig in weitere Aggressionen gegenüber anderen Staaten. Es ist eine hässliche Spirale, die nirgendwo hinführt, und die Teil derselben großen Täuschung ist, die uns immer wieder erzählen will, dass kein Geld da ist für die Realwirtschaft, für die Menschen, für soziale Leistungen, für Arbeit, für Schulen, Bildung, Kultur und Gesundheit. Und die aber zur gleichen Zeit seltsamerweise Geld und Investitionen für Waffen, Kriege und Zerstörung findet.
Es ist eine Sackgasse ohne Ausweg, die zur disproportionalen Bereicherung von wenigen führt und gleichzeitig zur Verarmung vieler. Eine nunmehr bekannte Vorgehensweise, bei der diejenigen, die hohe Risiken schaffen, daraus enorme Gewinne erzielen. Sie haben die Instrumente und die Strukturen, die es ihnen erlauben, dieses Spiel zu spielen und dabei immer als Sieger daraus hervorzugehen.
Der letzte große Krieg wurde durch dieselben Faktoren ausgelöst: andauernde wirtschaftliche Krisen, durch die ein Großteil der Menschen verarmte, während eine kleine Elite investierte und sich an einer uferlosen Waffenproduktion bereicherte. Auch damals weitete sich die Krise aus, die Mittel zum Wohnungsbau, zur Arbeitsschaffung, für Bildung und Wohlstand waren nicht vorhanden, aber plötzlich, als die globale Elite an den Punkt gelangte, in den Krieg zu investieren, gab es Geld im Überfluss für die deutsche Waffenproduktion, für Japans Aufrüstung und den Eintritt in den Krieg durch die Vereinigten Staaten.
Es ist ein Albtraum, aus dem es kein Entrinnen gibt, außer durch das Umkehren des Konzeptes der „Wirtschaft“, das momentan auf der Basis von Schulden und Zinsen funktioniert. Dieser Punkt wird offensichtlich, wenn auch oberflächlich, sobald man alle öffentlichen und privaten Schulden der Staaten weltweit betrachtet.
Laut einer neuen Studie von McKinsey & Company belaufen sich die gesamten Schulden auf diesem Planeten auf 200.000 Milliarden Dollar, was 286 % des weltweiten Bruttoinlandsproduktes entspricht. Schulden, bei denen man davon ausgehen kann, dass sie eher weiter wachsen denn schrumpfen werden, und auf die unentwegt Zinsen und Zinseszinsen, fällig werden.
Auch wenn es oberflächlich erscheinen mag, aber die Frage, die es zu stellen gilt, lautet: wenn alle verschuldet sind, wer ist dann der Kreditgeber? Oder auch: wer sind die Entitäten und wirtschaftliche Organismen, die Geld zu Null-Kosten produzieren, auf das im Moment der Herausgabe automatisch Zinsen anfallen?
Die Antwort kann nur eine sein und ist fast zu einfach, es sind die großen Banken, deren Namen fälschlicherweise zu der Annahme führen könnten, es handele sich um staatliches und somit öffentliches Eigentum, wie zum Beispiel die Deutsche Bundesbank, Bank of England, Banque de France, Banca d’Italia und Zentralbanken anderer Staaten, die alle zusammen zu unterschiedlichen Prozentsätzen Anteilseigner der EZB sind, die die Währung ausgibt. Das Problem ergibt sich nicht aus der Beteiligung der Zentralbanken an der EZB, sondern aus der Tatsache, dass diese Zentralbanken wiederum von privaten Unternehmen kontrolliert werden. Dadurch ist die EZB in Wahrheit eine Gesellschaft unter privater Kontrolle, die die öffentliche Währung ausgibt und die total unabhängig über Zinssätze entscheidet.
In der untenstehenden Tabelle ist die Zusammensetzung der Anteilseigner der EZB, aufgeteilt nach den Beteiligungsprozentsätzen der verschiedenen Zentralbanken, ersichtlich.
Um die Sache besser zu verstehen, schauen wir uns dazu in einer anderen Tabelle zum Beispiel die Zusammensetzung der Anteilseigner der italienischen Zentralbank, der Banca d’Italia, nach Prozentsätzen ihrer jeweiligen Beteiligungen aufgeteilt an.
Schauen wir uns auch die Aufteilung der Hauptanteilseigner der Bank of England an:
Das gleiche Szenario gilt für die amerikanische Federal Reserve, auch sie besteht komplett aus Beteiligungen privater Banken.
Deshalb sind alle großen Banken privat, ihre Kontrolle liegt in den Händen weniger, die gleichen jedoch, die die Weltmärkte finanzieren, die Spekulationsblasen bilden und daraus resultierende wirtschaftliche Krisen, durch die sich wenige bereichern und viele ihrer Vermögen beraubt werden. Um zu verstehen, dass es sich um private Banken handelt, reicht es aus, zu überlegen wie folgt: wenn es tatsächlich öffentliche Banken unter staatlicher Kontrolle wären, würde die Währung auch durch die souveränen Staaten ausgegeben werden, und zumindest die berühmte Staatsverschuldung würde nicht existieren, es wäre paradox, wenn ein Staat, der seine Währung ausgibt, darauf masochistischerweise Zinsen erhebt und sich somit selbst verschuldet…
Der Mechanismus der Schulden lässt sich nur mit der Tatsache erklären, dass es keine staatlichen Banken sind, sondern private Banken, denen die Macht erteilt wurde, „unbegrenzt Geld zu erzeugen“. In der aktuellen Situation sprechen wir deshalb von der „Erzeugung von Geld“, da dieses Geld real nicht existiert, aber von allen anerkannt und als Schulden akzeptiert wird. Das zeigt die jüngste Operation vom EZB-Präsidenten Mario Draghi, der mit dem Manöver des „Quantitative Easing“ in der Tat 700 Milliarden Euro aus dem Nichts hervorgezaubert hat. Es ist Geld, dessen Produktion nichts kostet, aber das von dem Moment an, in dem dieser Kredit theoretisch ins Leben gerufen wird, akzeptiert wird und auf den die Banken Zinsen aufschlagen können.
Dies ist das Wirtschaftssystem, das Schulden produziert – Hunderttausende Milliarden von Schulden – und das es letztendlich erlaubt, Staaten zu kaufen und die Menschen zu kontrollieren, die in ihnen leben. Dies ist die Art und Weise, wie das System funktioniert: es saugt den wahren Reichtum des Planeten in Form von Zinsen auf und produziert Schulden auf jedes Darlehen, das einer Person, einer Vereinigung, einem Unternehmen oder einem Staat gewährt wird. Schulden, die niemals getilgt werden.
Die Anhäufung von Reichtum und die Fähigkeit, Kredite und Macht zu bündeln, hat in den letzten Jahren jegliche Vorstellungskraft überschritten. Heute ist der Reichtum, der sich in den Händen weniger befindet, weitaus größer als der der Vereinigten Staaten, dem reichsten Land auf dieser Erde. Aber die Realität ist noch schlimmer, es sind nunmehr die Banken selber, die beträchtliche Teile der USA besitzen, sowie auch großen Einfluss auf fast alle anderen Länder dieser Welt haben.
Dank der Schaffung von Schulden haben Banker unvorstellbare Kredite angehäuft. Durch die Abgaben auf die Schulden und die fehlende Rückzahlung der Kredite konnten die Banken wichtige Anteile der weltweiten Ölfirmen kontrollieren und übernehmen, genauso wie Teile von multinationalen Unternehmen jeden Bereichs. Zudem konnten sie Mainstream-Medien finanzieren, denen sie dann die redaktionelle Linie vorgeben, Mehrheitsanteile an Waffenindustrie und Pharmaunternehmen akquirieren, den Politikern Regeln durch ihre „Wirtschaftsberater“ diktieren, praktisch alles, was dazu dient, ihre Politik einem immer größeren Teil der Welt aufzuzwingen.
Wenn man ans Ende dieser absurden Kette schaut, wer den Großteil der Banken kontrolliert, entdeckt man, dass wenige Familien alles besitzen, und zwar dieselben, die mit zwei Weltkriegen und verschiedenen globalen Wirtschaftskrisen spekuliert haben.
Der einzige mögliche Ausweg ist, das Konzept der Wirtschaft umzukehren: von der entmenschlichenden Wirtschaft der Schulden zur „menschlichen Ökonomie“, die auf dem Wert von Personen basiert, auf dem Wissen, das diese besitzen, auf Arbeit, auf Dienstleistungen, auf der Produktion von essentiellen lebensnotwendigen Gütern, deren Nutzung nicht exklusiv, sondern inklusiv – also für alle – ist.
So wird ein Reichtum geschaffen, der nicht auf virtuellem Kapital und auf aus dem Nichts geschaffenen Geld basiert, sondern auf menschliche Arbeitskraft und Fähigkeiten, und dessen Index auf der Basis der Lebensqualität und am Erreichen von Wohlstand für den größtmöglichen Anteil der Bevölkerung gemessen wird. Ein Index des Reichtums, der direkt mit einer gerechten Umverteilung verbunden ist, dessen Wert direkt proportional zur Wertschätzung der Menschen ist, zur Erweiterung ihrer immensen Fähigkeiten, zur Erhaltung und Verbesserung der Umwelt in der wir leben. Ein Reichtum, der nicht in Zahlen zu fassen ist, für unsere Nachkommen erhalten bleibt und durch eine einzige mögliche Art von Produktion unterstützt wird, und zwar die der Kreislaufwirtschaft. Der Kreislauf ist das natürliche Prinzip auf unserem Planeten der begrenzten und endlichen Ressourcen und steht der unheilvollen neoliberalen Idee des unbegrenzten Wachstums diametral entgegen. Wir müssen daher dieser Ideologie für immer den Rücken kehren, indem wir den Konsum auf Kosten von Boden, Rohstoffen und menschlichen Leben ablehnen und ein für alle Mal Schluss machen mit der verrückten Idee, dass eine kleine Gruppe von Personen die Welt für immer kontrolliert, eine Welt dessen Geschichte oft unerwartete Wendungen nimmt.
Ich bin mir bewusst, dass angesichts der Art und Weise, in der wir gewohnt sind zu denken, diese Konzepte utopisch erscheinen mögen – fast wie Märchen für Kinder; aber es ist auch wahr, dass wir in der Geschichte der Menschheit oft zu grundlegenden Veränderungen gelangt sind, die – wenn auch unerwartet – geschahen, weil sie notwendig waren.
Die Menschheit machte zum Überleben unvermeidbare Veränderungen durch und sie nutzte von Zeitalter zu Zeitalter zur Fortentwicklung die größten Fähigkeiten, die sie besitzt: die Anpassung und die Kraft der Vorstellung. Anpassung wird durch den Motor der Notwendigkeit und durch die Dringlichkeit der Situation angetrieben und dies sind die Umstände, die geschichtlich schon immer einen äußerst wertvollen Anreiz zur Veränderung und zur Mobilisierung der Vorstellungskraft gegeben haben, um etwas substantiell Neues zu schaffen.
Übersetzung aus dem Italienisch von Evelyn Rottengatter, überarbeitet von Christoph Hügel