Seit 2005 hat China den lateinamerikanischen Ländern und ihren Unternehmen über 119 Milliarden Dollar an Krediten gewährt. Bereits seit 2010 übersteigen diese chinesischen Kredite in Lateinamerika die Höhe der Kredite seitens der Weltbank, Inter-American Development Bank und United States Export-Import Bank mitgerechnet.

Dati Cina

Die Kredite sind hauptsächlich auf die Entwicklung von Infrastruktur und auf den Energiebereich ausgerichtet.

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In den letzten Jahren sind diese von China gewährten Kredite zu einem machtvollen außenpolitischen Instrument geworden, mit dem die chinesische Wirtschaft immer engere Beziehungen zu Lateinamerika knüpfen konnte. So sind verschiedenen Länder, die in der lateinamerikanischen Welt als strategisch wichtig bezeichnet werden können, aus dem Einflussbereich der amerikanischen Wirtschaft herausgefallen und in den von China hineingetreten. Für den Wirtschaftsriesen China ist es absolut unverzichtbar, Verbindungen mit Ländern zu stärken, die über große natürliche Ressourcen wie Öl, Gas, Metalle, Mineralien, Wasser, Biodiversität etc. verfügen.

Der Großteil dieser Kredite wurde von neuen chinesischen Organismen wie der China Development Bank und der China Ex-Im Bank, sowie auch unter Beteiligung der Industrial and Commercial Bank of China und der Bank of China ausgegeben. Während des letzten Gipfels der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC), der 33 Länder angehören, wurde dieser Entwicklung eine weitere Beschleunigung verliehen. An diesem Gipfel nahm auch der Präsident von China Xi Jinping teil, der ankündigte, man erwarte, bis 2020 ein Handelsvolumen von 500 Milliarden jährlich sowie Investitionen von über 250 Milliarden Dollar zwischen China und Südamerika zu erreichen.

Die Länder, die bis jetzt hauptsächlich von Krediten und Handel mit China profitierten, sind Venezuela, Brasilien, Argentinien und Ecuador.

 

Prestiti dalla Cina

Nach der Krise der der IT-Branche in den USA dehnten die Zentralbanken der aufstrebenden Staaten die Expansion der Kredite auf ein globales Niveau aus. Die Mitgliedsstaaten der CELAC, insbesondere Venezuela und Argentinien, verfolgten in den letzten 10 Jahren eine Wirtschaftspolitik des totalen Bruchs mit den Vereinigten Staaten sowie dem IWF und näherten sich immer weiter an die chinesische Wirtschaft an. Angesichts der immer angespannteren Beziehungen scheint diese Wahl seitens der amerikanischen Regierung nicht besonders gern gesehen zu sein, zumal sich diese seit einiger Zeit in einem Kräftemessen auf Distanz ausgerechnet mit Venezuela und Argentinien befindet, und zwar auf verschiedenen Ebenen, nicht nur der wirtschaftlichen.

Neben den Handelsbeziehungen zu China zeigen die südamerikanischen Staaten vermehrt Interesse an verstärktem Handel auch mit anderen Industriestaaten, der seit 2002, beziehungsweise seit dem allgemeinen Anstieg der Rohstoffpreise immer weiter wächst. Seit über 10 Jahren ist Lateinamerika zur bevorzugten Region für Investoren auf ihrer Suche nach höheren Renditen geworden. Diese Entwicklung wurde auch besonders durch die chinesischen Investitionen verstärkt. Seit 2008 sind die Chinesen nach der Finanzkrise zu den Hauptgeldgebern der aufstrebenden Ökonomien aufgestiegen. Dieser Prozess wurde dadurch möglich, dass chinesische Banken Geld zu geringeren Konditionen und niedrigeren Zinssätzen als amerikanische und europäische Banken verleihen. Allein in den letzten zwei Jahren haben chinesische staatliche Anstalten circa 650 Milliarden Dollar auf dem Weltmarkt platziert, nur um eine Idee des Umfang zu bekommen.

Und dennoch, wie bei allen Dingen gibt es auch hier eine Kehrseite der Medaille. Die chinesischen Kredite basieren auf zukünftigen Exporten von Rohstoffen aus Südamerika und bevorzugen so Investitionen, die mit Extraktion, intensiver Landwirtschaft, Mineralindustrie sowie dem Energiebereich und somit einer großen Wahrscheinlichkeit der Erhöhung von Ausbeutung der indigenen Völker und großer Landstriche verknüpft sind. Gerade in dieser Hinsicht warnt Kevin Gallagher, verantwortlicher Akademiker für das Archiv des Interamerikanischen Dialogs, in einem Interview mit der Deutschen Welle vor den wachsenden Risiken, denen sich die lateinamerikanischen Länder in Zukunft gegenübersehen könnten. Diesbezüglich seien laut Gallagher eine Reihe von Aspekten im Auge zu behalten, darunter der Wertverlust der regionalen Währungen gegenüber dem Dollar, die anhaltende Deflation (Preisverfall) des Rohstoffmarktes (siehe Öl), der exzessive Anstieg an Importen von Waren und die daraus resultierende Abnahme der Handelsüberschüsse in diesen Ökonomien, die auf dem Export von Rohstoffen basieren. All das könnte einen Rückgang der Rentabilität von Investitionsprojekten, die mit der Extraktion von Bodenschätzen verbunden sind, herbeiführen.

Auf lange Sicht schließlich kann all dies dazu beitragen, dass sich das wirtschaftliche Wachstum in den aufstrebenden Ländern verlangsamt, was wiederum laut Gallagher wahrscheinlich den Geist der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen China und Lateinamerika ruinieren würde und letztlich angesichts der ökonomischen Krise das Risiko erhöhen könnte, dass chinesischen Banken zu den gleichen Mechanismen der Druckausübung greifen, die traditionell in Lateinamerika bis heute vom Internationalen Währungsfond angewandt werden.

Übersetzung aus dem Italienischen von Evelyn Rottengatter