Dr. phil. Milena Rampoldi von ProMosaik e.V. wendet sich in einem Brief an Paolo Conte vom Jugendzentrum „Centro di Formazione Giovanile Madonna di Loreto – Casa della Pace“ (Haus des Friedens). Warum wir den Brief hier veröffentlichen? Das beantwortet der Brief am besten selber. Nur so viel sei vorweg genommen, es geht um eine Partnerschaft, die um den Aufbau einer friedlichen und gerechten Welt im Sinne der Empathie und des authentischen interkulturellen sowie interreligiösen Dialogs bemüht ist.
Wir sind ein internationaler Verein, der sich Tag für Tag für den Frieden und die Menschenrechte einsetzt, um eine bessere, schönere, buntere und lebenswertere Welt aufzubauen.
In unserem Umfeld widersetzen wir uns der vorherrschenden Kultur des Krieges und der Gewalt.
Als Paolo mir von seinem Projekt erzählte, gemeinsam in seinem Jugendzentrum in der Peripherie der Peripherie von Rom, wie er sein Viertel zwischen Rom und dem Meer nennt, das Haus des Friedens aufzubauen, habe ich ihm natürlich sofort mitgeteilt, dass ProMosaik mit ins Boot kommen wird.
Ich selbst bin eine zum Islam konvertierte Italienerin, die seit Jahren ihre Berufung als Brücke zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen lebt. Ich wohne in der Altstadt von Istanbul, meine Kinder besuchen die italienische Schule, mein Mann ist Türke, meine Mutter deutschsprachig und mein Vater Italiener: ich habe diese bunte Welt, in der Identität und Diversität nebeneinander bestehen schon immer geliebt und als entscheidende Herausforderung meines Lebens verstanden.
Aber die Welt draußen ist eine ganz andere: sie ist voller Kriege und Gewalt, und vor allem voller ideologischer und religiöser Rechtfertigungen von Gewalt, um Kriege gegen andere Völker anzuzetteln und im Namen der Menschenrechte Waffen zu exportieren.
Aufgrund der extremen Gewalt der letzten Jahre haben wir von ProMosaik uns entschieden, für den Frieden und die Gerechtigkeit zu schreiben, indem wir den in den Medien unsichtbaren und stimmlosen Menschen unsere Stimme verleihen.
Mit Hilfe eines freundlichen Dialogs mit unseren muslimischen Freunden das Haus des Friedens aufbauen, wie Paolo vorschlägt, ist für mich ein absolut wertvolles und sinnvolles Projekt, das ich herzensfroh unterstützen möchte.
Diversität und Identität bestehen nebeneinander und müssen im Rahmen einer Weltanschauung der Gerechtigkeit und des Aufbaus des Friedens geschützt und gefördert werden. Sie sind die Quelle eines unglaublichen, spirituellen Reichtums für alle. Genau dieser Satz von Paolo hat mich inspiriert, um diese wundervolle Kooperation mit euch allen anzugehen.
Zu Beginn möchte ich euch erklären, warum wir den Namen Pro-Mosaik ausgewählt haben. Unser Verein wurde zu Beginn des Jahres 2014 in Deutschland gegründet, um sich der in der deutschen Gesellschaft stark verbreiteten Islamfeindlichkeit zu widersetzen. Pro-Mosaik bedeutet für uns, sich zu Gunsten einer Gesellschaft in Form eines Mosaiks auszusprechen, d.h. zu Gunsten einer Welt, die aus zahlreichen bunten Steinchen besteht, die durch einen dünnen weißen Strich voneinander getrennt sind und dann in Kontakt treten, sich kennenlernen, miteinander sprechen, ohne ihre Farbe zu verlieren und zu verändern und ohne sich assimilieren zu lassen. Der Respekt der persönlichen kulturellen, ethnischen und religiösen Identität des Anderen hat für mich oberste Priorität. Nur wenn der Andere mich als gleichwertige Person anerkennt, ist ein fruchtbarer Dialog möglich.
Daher finde ich, dass Paolos Idee, sich freundlich zu treffen, ohne die eigenen Ideen aufdrängen zu wollen, indem man die religiöse Freiheit des Anderen respektiert und sich alle in einem universalen pazifistischen Humanismus wiederfindet, der sich gleichzeitig in seinem dynamischen Kampf für die Menschenrechte gestaltet, genau das ist, was wir heute in einem multikulturellen Italien voller sozialer und wirtschaftlicher Probleme, die einer dringenden Lösung bedürfen, brauchen. Eine Kultur des Friedens und des Respekts sind der Ausgangspunkt für die Veränderung der Welt in einen besseren und vor allem schöneren Ort.
Damit möchte ich sagen, dass die Welt nicht von den Regierungen und Mächtigen verändert wird, sondern von den einfachen Menschen wie uns, die sich Tag für Tag in ihrer Umgebung um den Frieden, in ihrem Viertel um die Gerechtigkeit, in ihren Familien um die Schönheit und in ihrer sozialen Umgebung um den Dialog bemühen. Auf diese Weise leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Kultur des Weltfriedens. Wir leisten unseren Beitrag zu einer Welt im Sinne des Friedens, zu einer Welt, die sich dem Krieg, der Unterdrückung und der Gewalt widersetzt und alle Menschen als Teil der großen Familie der Menschheit respektiert.
Aber für uns von ProMosaik reicht der Dialog nicht aus. Es ist eine interkulturelle und interreligiöse Empathie erforderlich. Und das ist keine von vornherein feststehende Sache. Man muss sie Tag für Tag innerhalb des riesigen Mosaiks aufbauen. Damit dies gelingt, ist es unserer Meinung nach notwendig, jegliche Form der Pseudotoleranz über Bord zu werfen. Dies ist für mich der Ausgangspunkt für den Aufbau eines langandauernden Friedens, der auf dem Respekt der Unterschiede und gleichzeitig der Gleichwertigkeit basiert. Wer behauptet, wir seien alle gleich, irrt sich. Wir sind hingegen verschieden und stolz auf unsere Diversität. Dasselbe gilt auch für die Beziehung zwischen den Geschlechtern, die sich so sehr voneinander unterscheiden und daher auch über so wertvolle und verschiedene Kompetenzen und Fähigkeiten verfügen. Auch diesen Aspekt kann man in die Gesellschaft einbinden, um sie friedlich und gerecht zu gestalten. Eine Kultur des Friedens bedeutet vor allem der Respekt der Würde und der Diversität des Anderen. Sie bedeutet, den Mitmenschen so anzunehmen, wie er ist, ohne ihn assimilieren oder an uns angleichen zu wollen. Die Welt ist schön, weil sie bunt und dynamisch ist. Aber gleichzeitig müssen wir uns diese bunte Welt Tag für Tag erneut erobern, indem wir uns für den Frieden und die Gerechtigkeit einsetzen. Und das ist nichts Selbstverständliches. Und gerade darin besteht die große Herausforderung unseres täglichen, menschlichen Handelns. Der Dialog und die Feder sind die effektivsten Waffen, die ich kenne, um die Welt zu verändern, um Gewalt und Diskriminierung in den zwischenmenschlichen Beziehungen zu bekämpfen, um die Welt zum Respekt der Diversität zu erziehen und das Unwissen zu bekämpfen, auf dem Rassismus, Terrorismus und blinde Gewalt basieren.
Das Mosaik dient uns als ästhetische Inspiration, um uns Tag für Tag von Neuem für das Zusammenleben, den Frieden und die Gerechtigkeit einzusetzen. Auf unserem Portal und in den sozialen Medien versuchen wir unsere Botschaft zu verbreiten, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen, da die Einheit stark macht. Der Einheit wird es auch gelingen, sich überzeugt und radikal der Kultur der Gewalt, der Unterdrückung, des Terrorismus, der keine Religion hat, und dem Krieg, der auf Habgier und Rüstungslobbys zurückzuführen ist, zu widersetzen.
Dankend und SALAM an alle!!
Dr. phil. Milena Rampoldi
Redaktion von ProMosaik e.V.