Der erst 18-jährige Nils Bunjaku hatte die Idee, mitten in Berlin ein Fest zu feiern, das zeigen sollte, wie bunt diese Stadt tatsächlich ist. Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich am Sonntag Nachmittag mehrere hundert Menschen am Brandenburger Tor, um Musik ebenso zu lauschen wie Reden für mehr Toleranz und weniger Rassismus.
“Unterschiedlicher hätten die Menschen nicht sein können, die heute mit uns für ein weltoffenes Berlin zusammengestanden haben. Wir haben den Berlinern ins Gedächtnis gerufen, wie sehr wir das bunte und friedliche Miteinander in unserer Stadt schätzen.” Dieser Teil aus der Rede des Deutsch-Kroaten Nils Bunjaku gab die Richtung vor: die tolerante Stadt Berlin zeigt tagtäglich, dass es gemeinsam besser geht, als gegeneinander.
Der junge Mann, der erst im letzten Sommer sein Abitur gemacht hat, wollte den selbsternannten Verteidigern des christlichen Abendlandes etwas entgegensetzen. Gemeinsam mit Avaaz, der “größten Bürgerbewegung des Planeten”, wie sie von Christoph Schott genannt wurde, hat er dieses Fest der Vielfalt organisiert. “Ohne die Unterstützung von Avaaz wären wir hier mit einem Bollerwagen angetreten und hätten 50 Leute mobilisiert” bedankte sich Nils Bunjaku. “Ich bin wirklich überwältigt – für mich; für uns ist das hier heute ein riesiger Erfolg.”
Zwischen Musik, Reden und einem Poetry-Slam gab es auf dem Pariser Platz die Möglichkeit, Gemälde zu malen, die am Ende der Veranstaltung für erstaunlich viel Geld versteigert wurden. Das, was dabei mehr eingenommen wurde als für die Veranstaltung notwendig war, kam der “Schlafplatzorga Oranienplatz” zu Gute, die sich tagtäglich um Schlafplätze für Flüchtlingen kümmern.
So bunt wie das Publikum war auch das Bühnenprogramm. Der Berliner Hip-Hop-Künstler Chefket lieferte einen Freestyle, den er nur für diesen Tag und diese Veranstaltung getextet hatte. Die chilenisch-brasilianische Sängerin Yanah Bravo begeisterte das Publikum und ließ die Temperaturen kurz über den Gefrierpunkt vergessen.
Viel Beifall bekam die Deutsch-Iranerin Katayun Pirdawari, die für den LSVD sprach. Sie bedankte sich bei ihrem Heimatland Deutschland dafür, dass sie hier so leben kann, wie sie möchte: nämlich offen lesbisch. “Dafür”, so Pirdawari, “gebe ich gern etwas an mein Heimatland zurück. Ich arbeite ehrenamtlich, engagiere mich politisch und im LSVD.”
Christoph Schott, der Kampagnenleiter Deutschland von Avaaz, sagte: “Die Welt fühlt sich gerade sehr zerbrechlich an – doch die Berliner haben heute dem Hass in den Köpfen der Menschen einen Lovestorm entgegengesetzt. Gerade nach den Berichten, dass sich ausländerfeindliche Übergriffe seit Beginn der Pegida-Demos verdoppelt haben, ist dieses bunte Zeichen der Vielfalt enorm wichtig.”
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