Tony de Brum, Außenminister der Marshall Inseln hält ein bewegendes Plädoyer auf dem ICAN Civil Society Forum in Wien.
Die Marshallinseln – am bekanntesten ist wohl das Bikini-Atoll – die nach dem Zweiten Weltkrieg Schauplatz zahlreicher Atomversuche der USA waren, haben im April diesen Jahres neun Atommächte vor dem Internationalen Gerichtshof verklagt.
Die Inseln haben eine lange Geschichte der Kolonialisierung hinter sich, sie waren bereits spanisch, deutsch und japanisch, bis sie schließlich nach dem zweiten Weltkrieg den pazifischen Treuhandgebieten der USA zugesprochen wurden.
Die USA begannen nach dem 2. Weltkrieg damit die Menschen von mehreren Inseln zu evakuieren, um dort Atomtests durchzuführen. Die Menschen wurden nicht nach ihrem Einverständnis gefragt. Sie wurden zu Beginn teilweise wieder nach den Tests auf die Inseln zurückgebracht, ohne sie darüber aufzuklären, was dort vor sich gegangen ist. Heute ist klar, dass viele der Inseln für 10.000 Jahre nicht mehr bewohnbar sind.
Für Tony de Brum, bedeutete es auf den Marshallinseln aufzuwachsen, täglich die Bomben zu hören. Er erinnert sich genau an einen besonderen Tag, an dem er mit seinem Großvater fischen ging und ihm den Köcher trug. Plötzlich sieht er im Westen einen sehr hellen Blitz, so hell als würde man den Blitz eines Fotoapparates direkt vor Augen halten. Der Himmel wurde völlig grau und man hörte ein andauerndes schreckliches Grollen, heute, 60 Jahre später, verursacht ihm die Erinnerung immer noch eine Gänsehaut. Das war die Explosion von Bravo, der größten Atombombe, die je von den USA gezündet wurden. Sie war 1000 mal stärker, als die Bombe, die auf Hiroshima abgeworfen wurde.
Diese Tests hielten bis Ende der 50er Jahre an. Oft wurden die Menschen der Marshallinseln gefragt, warum sie sich nicht gewehrt hätten, Tony de Brums Antwort ist, die Menschen wussten nicht Bescheid, sie wussten nicht, dass sie Schaden nehmen würden, sie wähnten sich sicher. Erst später wurden die Folgeschäden offensichtlich, ein enormes Anwachsen an Krebserkrankungen, Kinder, die mit Behinderungen zur Welt kommen und viele unzählige Erkrankungen mehr.
Tony de Brum sagt die Marshallinseln fühlen sich verpflichtet dem Wahnsinn der Atomwaffen ein Ende zu setzen. Aus diesem Grund haben sie die Atomwaffen-Staaten angeklagt, mit der Argumentation sie würden internationales Recht verletzen, da sie ihren Verpflichtungen zur nuklearen Abrüstung nicht nachkämen. Sie haben Klagen gegen gegen die USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien, Pakistan, Indien, Nordkorea und Israel eingereicht.
Japanische Jugendliche einer Sōka Gakkai Gemeinde haben vor Ort zum 70. Jahrestag von Hiroshima Unterschriften gesammelt, um diesen mutigen Schritt der Marshallinseln zu unterstützen. Diese Unterschriften wurden Tony de Brum hier in Wien übergeben.