Jorge Jurado (Botschafter Ecuadors in Berlin) hielt an der Leuphana Universität in Lüneburg einen Vortrag mit dem Titel „Der lange Kampf um die Souveränität“.
Jurado beleuchtet die ungleiche Entwicklung zwischen Nord und Süd auf dem amerikanischen Kontinent mit Fokus auf Ecuador. Diese Rede fand im Rahmen der Ringvorlesung “Clash of Civilizations – Feindbilder in interreligiösen Beziehungen und internationaler Geopolitik” statt. Botschafter Jurado betonte die Kräfteverhältnisse zwischen Ecuador und den Vereinigten Staaten von Amerika, insbesondere während der neoliberalen 80er und 90er Jahre. In Bezug auf die 90er Jahre hob Botschafter Jorge Jurado die vom IWF diktierten Privatisierungen sowie die darauf folgende Streichung der Einkommensteuer in Ecuador hervor. Zudem erklärte er, dass die Zentralbank Ecuadors sich verpflichtete, sämtliche Privatbanken im Krisenfall zu finanzieren. Dies hatte 1999, in Folge des massiven Bankencrashs, als 75% der ecuadorianischen Kreditinstitute Pleite gingen, schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben der Ecuadorianer.
Bezüglich der Vermutung des bekannten Politologen Samuel Phillips Huntingtons zum Schock der Zivilisationen konstatierte der Botschafter, dass diese „Hypothese einen intellektuellen Trick“ darstelle, „um das Fortbestehen eines Wirtschaftssystems zu kaschieren, das die Unterdrückung und die Ausbeutung des Menschen sowie ganzer Nationen und Regionen fortsetzt.”
Schliesslich zieht Jorge Jurado in seinem Vortag Parallelen zum aktuellen Angriff auf die Souveränität der Mitgliedsländer der EU durch die Freihandelsabkommen TTIP und CETA. So wirft er die Frage auf, ob es nicht zeitgemäßer wäre, anstatt von einem Zusammenprall der Zivilisationen von einem Zusammenprall mit den Konzernen zu sprechen.