Straßenszene im Südsudan | Foto: Dr. John Ariki
Zehn Monate nach Beginn des Bürgerkrieges im Südsudan wird die Lage der Zivilbevölkerung in dem jungen Staat immer unerträglicher. „Mehr als 1,8 Millionen Südsudanesen sind auf der Flucht, hunderttausende Menschen leben unter katastrophalen Bedingungen“, berichtete der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Donnerstag in Göttingen.
„Die internationale Gemeinschaft darf trotz der Krisen im Nahen Osten den Südsudan nicht vergessen. Ohne massiven internationalen Druck und notfalls auch Sanktionen der Vereinten Nationen wird es keinen dauerhaften Frieden geben“, warnte er. „Wenn die Konfliktparteien bewusst den Tod von zehntausenden Zivilisten in Kauf nehmen, um ihre eigene Macht zu festigen, dann dürfen Ultimaten der Vermittler nicht folgenlos verstreichen. Sie müssen durchgesetzt werden!“
Am heutigen Donnerstag läuft ein Ultimatum des ostafrikanischen Staatenbundes IGAD ab, mit dem die Regierung des Südsudan und die Rebellen um Riek Machar gedrängt werden sollen, ihre Kämpfe einzustellen und eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden. Doch nichts deutet darauf hin, dass die Konfliktparteien das Ultimatum beachten oder das Verstreichen der Frist mit der Verhängung von UN-Sanktionen geahndet wird. Frühestens Anfang kommender Woche wollen die Streitparteien ihre Verhandlungen in Addis Abeba wieder aufnehmen, die am 5. Oktober 2014 ausgesetzt worden waren.
„Während der Machtpoker zwischen Südsudans politischen Führern weitergeht, ist rund ein Drittel der Bevölkerung auf der Flucht“, kritisierte Delius. Rund 1,4 Millionen Südsudanesen haben in anderen Landesteilen Zuflucht gesucht. Allein 96.000 haben in Basislagern der Vereinten Nationen um Schutz gebeten. Die größten dieser Camps befinden sich in den Städten Bentiu, Juba und Malakal. Weitere 463.000 Südsudanesen haben in Nachbarländern um Aufnahme ersucht. Selbst im verfeindeten Sudan sind seit Ausbruch der Kämpfe im Dezember 2013 wieder mehr als 100.000 südsudanesische Flüchtlinge eingetroffen. Im Südsudan benötigen rund vier Millionen Menschen dringend humanitäre Hilfe.
Der Bürgerkrieg war ausgebrochen, nachdem südsudanesische Sicherheitskräfte nach einem angeblichen Staatsstreich Riek Machars am 15. Dezember 2013 gezielt gegen Angehörige des Volkes der Nuer vorgingen. Sie warfen ihnen vor, Machar zu unterstützen. Bei den Kämpfen wurden seither von beiden Seiten schwere Menschenrechtsverletzungen begangen und mindestens 20.000 Südsudanesen getötet.
Quelle: GfbV