Unkontaktierte Indigene, Humaita, Brasilien. Foto: Gleylson Miranda, FUNAI.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist alarmiert von den Nachrichten über Gewalt gegen eine bis vor kurzem in freiwilliger Abgeschiedenheit lebende Gruppe von Amazonasindianern, über deren „Entdeckung“ am 1. August berichtet wurde.
„Offenbar mussten diese Ureinwohner im Grenzbereich zwischen Peru und Brasilien vor gewaltsamen Übergriffen von Holzfällern oder Drogenschmugglern die Flucht ergreifen“, kritisierte die GfbV-Referentin für indigene Völker, Yvonne Bangert, in Göttingen. „Wir fordern Präsidentin Dilma Rousseff eindringlich dazu auf, endlich die Warnungen der Ashaninka ernst zu nehmen, die mit den Gemeinschaften ohne Kontakt zu Außenwelt eng benachbart sind und sich als ihre „Brüder“ und Fürsprecher verstehen. Sei langem warnen die Ashaninka vor der Brutalität illegaler Eindringlinge in den Regenwald.“
Die Indigenen fordern schon lange die Einrichtung eines Schutzgebietes für die in freiwilliger Abgeschiedenheit lebenden Gruppen auf beiden Seiten der Grenze. So sollen Übergriffe auf diese besonders schutzlosen Menschen unterbunden werden. „Es gibt keine Zeit zu verlieren“, warnte Bangert. „Deshalb unterstützen wir diese Forderung, die von dem ehemaligen Mitarbeiter der brasilianischen Indianerbehörde FUNAI, José Carlos Meirelles, bereits 2012 gegenüber Politikern und Öffentlichkeit in Deutschland, Österreich , der Schweiz und Südtirol erhoben wurde. Leider gibt es diese Zuflucht für die Indianer noch immer nicht.“
Die Erfahrungen der Surui im brasilianischen Bundesstaat Rondonia, deren Anzahl nach der Kontaktaufnahme vor allem durch Infektionskrankheiten und Hunger vor ca. 40 Jahren von 5.000 auf knapp 300 Angehörige geschrumpft ist, seien „ein Menetekel“. Solange es kein garantiertes Schutzgebiet für die freiwillig isoliert lebenden Indigenen in Peru und Brasilien gibt, müsse die Indianerschutzbehörde FUNAI ihren Schutz übernehmen und viel mehr Beobachtungsposten entlang der Grenzen der indigenen Gebiete aufbauen. Nur so könne ungewollte Kontaktaufnahme unterbunden werden.
Nach unterschiedlichen Schätzungen leben heuten in Brasilien zwischen 50 und 90 indigene Völker in freiwilliger Isolation, weitere etwa 20 in Peru. Meist haben sie sich vor Jahrzehnten nach schlechten Erfahrungen mit z.B. Kautschukzapfer in den Wald zurückgezogen und meiden seitdem den Kontakt. Diese Entscheidung ist zu respektieren. Doch die zunehmende Abholzung des Regenwaldes nimmt ihnen mehr und mehr ihre Rückzugsgebiete. Öl- und Gasförderung auf beiden Seiten der Grenze erhöhen den Druck auf den Wald und seine Bewohner zusätzlich.