Im Libanon erhalten syrische Flüchtlinge oft keine medizinische Versorgung. Das belegt ein neuer Bericht von Amnesty International. Die Internationale Gemeinschaft muss endlich handeln. Auch die Schweiz muss mehr Flüchtlinge aufnehmen.
Ein ernsthafter Mangel an internationaler Unterstützung ist der Grund dafür, dass viele syrische Flüchtlinge im Libanon keine medizinische Versorgung erhalten. Das belegt der aktuelle Bericht von Amnesty International Agonizing Choices: Syrian refugees in need of health care in Lebanon. Die Situation ist für viele Flüchtlinge so unhaltbar, dass sie lieber nach Syrien zurückkehren, um sich dort medizinisch behandeln zu lassen.
Der Bericht zeigt auf, dass sogar medizinische Notfälle von Krankenhäusern im Libanon abgewiesen wurden. «Die Behandlung in Krankenhäusern und die medizinische Versorgung von Flüchtlingen aus Syrien ist im Libanon sehr mangelhaft. Das liegt auch an der fehlenden finanziellen Unterstützung des Landes durch die internationale Gemeinschaft. Die Flüchtlinge im Libanon müssen leiden, weil der Rest der Welt es nicht schafft, in den Uno-Hilfsfond für den Libanon einzuzahlen. Das ist beschämend», sagt Audrey Gaughran von Amnesty International.
Für das Jahr 2014 hatte die Uno für den Libanon eine Unterstützung von 1,7 Milliarden US-Dollar vorgesehen. Diese Summe wäre ein Teil der insgesamt 4,2 Milliarden US-Dollar, die für die syrischen Flüchtlinge benötigt werden. Gerade einmal 17 Prozent des Geldes sind bislang bei der Uno eingegangen.
Der Libanon ist mit der Versorgung der Flüchtlinge aus dem Nachbarland überfordert. Zurzeit befindet sich mehr als eine Million registrierte syrische Flüchtlinge im Libanon. Bis Ende des Jahres sollen es nach Schätzungen 1,5 Millionen sein. Das entspricht einem Drittel der syrischen Bevölkerung vor dem Krieg.
Schweiz muss mehr syrische Flüchtlinge aufnehmen
Die prekäre Situation der Flüchtlinge in Libanon zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass sich auch europäische Staaten vermehrt für die Aufnahme von besonders verletzlichen Flüchtlingen aus dem syrischen Bürgerkrieg einsetzen.
Die Schweiz hat bisher nur einen verschwindend kleinen Bruchteil der über 2,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Die Schweizer Sektion von Amnesty International fordert Bundesrätin Sommaruga mit einer Petition auf, ihre Bemühungen zur unbürokratischen Aufnahme bedrohter Syrerinnen und Syrer zu verstärken. Ein erster Schritt wäre die Erteilung von erleichterten Visa an die Eltern syrischer Staatsangehöriger und die Förderung der Aufnahme von syrischen Flüchtlingen durch Private.
Amnesty International Schweiz begrüsst das starke Engagement der Schweiz bei der Uno für eine Resolution, wonach sowohl Mitglieder der Regierungstruppen als auch Rebellen, die der Kriegsverbrechen verdächtigt werden, vom Internationalen Strafgerichtshof (ICC) zur Rechenschaft gezogen werden sollen.