Seit 2011 fordert die Studentenbewegung tiefgreifende Reformen des Bildungswesens. Unter anderem wehren sie sich gegen die horrenden Kosten der Universitätsausbildung. Wer in Chile studieren will, muss bezahlen. Das südamerikanische Land verfügt über die teuerste universitäre Ausbildung der Welt. Die meisten Studenten müssen zur Finanzierung ihres Studiums Kredite aufnehmen.
Gemäß Schätzungen schließt jede(r) Student(in) die Universität mit durchschnittlich 29‘000 Euro Schulden ab. Bei dem sehr tiefen Lohnniveau müssen diese Schulden über Jahrzehnte abgezahlt werden. Hinzu kommt, dass Universitätsabsolventen immer weniger Jobs finden. Eine ganze Generation fühlt sich doppelt betrogen. So stehen sie nach der Uni zwar mit einem Universitätsabschluss da, aber auch mit einem Berg Schulden und dazu ohne Anstellung. Dies führte zu monatelangen Studentenprotesten mit mehr als 100.000 Teilnehmern.
Ein Akt der Solidarität
Der Künstler Francisco Tapia Salinas, auch bekannt als „Papas Fritas“ (Pommes Frites) hat sich beim Gericht in Santiago de Chile selbst angezeigt. Er gab zu, während der mehrmonatigen Studentenproteste Schuldscheine in der Höhe von 500 Millionen Dollar aus den Büros der Universität del Mar entwendet zu haben.
Jeden Abend einen Studenten von seiner Schuld befreit
„Es war wie ein Ritual. Jeden Abend habe ich mir einen Studenten vorgenommen und ihn von seiner Schuld befreit“, erzählt der Performance-Künstler in seinem Video. „Nach zehn Monaten hatte ich alles zerstört“, so Tapia weiter. Die Asche der Schuldscheine ist nun in einem Plastikbehälter in einem Kulturzentrum in der chilenischen Hauptstadt ausgestellt.
In seiner öffentlichen Videobotschaft erklärt der Künstler: „Es ist vorbei, es ist geschafft, Ihr müsst keinen Peso mehr bezahlen. Wir haben unsere Angst verloren, unsere Angst davor, als Kriminelle angesehen zu werden, weil wir arm sind.“ Er bezeichnet seine Aktion als ein „Akt der Liebe“. „Ich bin selbst wie ihr, lebe in einem beschissenen Leben, lebe von Tag zu Tag“, erklärt der Aktivist.
Nach seiner Selbstanzeige muss sich Tapia vor Gericht verantworten und muss mit einer Haftstrafe rechnen. Ohne die Schuldscheine wird es für die Universität allerdings kaum mehr möglich sein, das Geld bei den Studenten einzutreiben, müsste doch gegen jede(n) Student(in) einzeln prozessiert werden und das könnte Jahre dauern. Entsprechend erfreut reagierte Raúl Soto, Präsident der Studentenvertretung der Uni, „Wir finden das wahnsinnig. Das ist der erste finanzielle Sieg, den wir bisher hatten“.