Aus Anlass der Situation in der Ukraine hat der Internationale Versöhnungsbund, allen voran sein Vorsitzender Matthias Engelke, eine Fastenaktion gestartet, die vom 8. Bis 10. Mai geht.
Der Aufruftext von Matthias Engelke:
Über die Krise in der Ukraine bin ich tief besorgt. Genauso wie über den anhaltenden Bürgerkrieg in Syrien, Libyen und im Sudan, die Gewalt in Irak und den nicht endenden Krieg in Afghanistan und viele andere Orte der Gewalt und des Leids in der Welt.
Weil vielen Menschen in Europa ein Krieg wieder als möglich erscheint, sind sie sehr erschrocken über die Entwicklung in der Ukraine.
Die Tatsache, dass besonders in Afghanistan, Irak, Iran, Sudan, Syrien, Saudi-Arabien und Ägypten und an vielen anderen Orten in der Welt Millionen von Menschen unter Krieg und Bürgerkrieg, Ausbeutung, Diktatur, Not und Ausbeutung leiden, gerät immer wieder in den Hintergrund. Aktuell wird das, was von Massenmedien an die Oberfläche gespült wird. Und von den großen Medien wird das betont, was den Gefühlen und Empfindungen vieler Menschen entspricht. Und die Sorge um einen Krieg in Europa ist alles andere als unbegründet.
Der Internationale Versöhnungsbund schaut auf eine 100jährige Geschichte zurück. Zu Beginn des 1. Weltkrieges am 1. August 1914 wurde der Grundstein für diesen grenzüberschreitenden Bund gelegt, im Vertrauen auf die Kraft der Liebe und der Wahrheit weltweit und vor Ort dem Frieden und der Versöhnung zu dienen.
Im Vertrauen auf diese Kraft rufe ich vom 8. bis zum 10. Mai 2014 zu einem öffentlichen weltweiten Fasten auf. Am 8. Mai 1945 fand der Zweite Weltkrieg in Europa ein Ende. Alle, die mit dafür eintreten, dass Kriege abzuschaffen sind, sind aufgerufen, sich diesem Fasten anzuschließen, wenn möglich auch im öffentlichen Raum mit Mahnwachen u.ä.
Wer sich tageweise oder ganz diesem Fasten anschließt, ist eingeladen, dies auf der Seite des Versöhnungsbundes zu bekunden und mit Menschen in der Nähe darüber ins Gespräch zu kommen.
Mit diesem Aufruf zum öffentlichen Fasten gilt es:
- der Ohnmacht und dem Entsetzen Ausdruck zu verleihen, wie mit Mitteln von Armee und Gewalt versucht wird, die Krise in der Ukraine zu meistern;
- das Leid und die Erschütterung aufzunehmen, die die Einverleibung der Krim in die Russische Föderation und die Unruhen in der Ukraine verursacht haben;
- die Menschen, Gruppen und Gemeinden zu unterstützen, die sich nach wie vor für Gewaltfreiheit und Versöhnung auch über die Grenzen von Nationalismus und Konfessionen hinweg einsetzen, gleich ob in Russland oder der Ukraine;
- die Ängste und Sorgen der Menschen in der Ukraine zu hören, gleich aus welchem Landesteil;
- die Ängste und Sorgen der Menschen in Russland zu verstehen, was die nicht ganz unbegründete Angst vor einer Einkreisung Russlands durch die USA mit einbezieht;
- zum Ausdruck zu bringen, wie erschrocken wir darüber sind, dass NATO und Rüstungsindustrie die Krise in der Ukraine dazu missbrauchen, den eigenen Einflussbereich auszudehnen bis dahin, dem angeblichen Schutz durch Atomwaffen das Wort zu reden;
die Trauer darüber öffentlich zu machen, dass es es seit Jahren keinen unbehinderten Kontakt mehr zu Freundinnen und Freunden der gewaltfreien Bewegung in Russland gibt, um diese nicht dem völlig ungerechtfertigten und willkürlichen Verdacht der Spionage auszusetzen; - von der Androhung und Anwendung von Waffengewalt innerhalb der Ukraine und an den Grenzen des Landes Abstand zu nehmen und sich dafür einzusetzen, dass Gespräche aller beteiligten Gruppen mit selbstgewählten Vertretern an einem Tisch mit einem Moderator von der UN oder der OSZE zusammen kommen;
- durch friedliche Streitbeilegung durch Gruppen von Streitschlichtern strittige Fragen zu thematisieren und die Betroffenen zu ermutigen eigene Lösungen zu finden;
- die Gefährdung des an sich schon fragilen Völkerrechts zu erkennen und alles zu unterlassen, was dessen friedensstiftende Möglichkeiten weiter untergräbt;
- wach zu bleiben für die Frage, in welchem Zusammenhang die Kriege und Konflikte um Kosovo-Jugoslawien, in Afghanistan, Sudan, Irak und Iran und Syrien stehen und der friedensstiftenden Kraft der Geduld, der Aussöhnung, der Liebe und der Wahrheit zu vertrauen;
- sich einander zu stärken, der Gewalt und den verführerischen Einflüsterungen, dadurch könnten Konflikte gelöst werden, zu widerstehen und im Gebet auszuhalten.
Pfarrer Dr. Matthias-W. Engelke
Vorsitzender des deutschen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes